Mittwoch, 28. Juli 2010

Die Omayyadenmoschee

Der klassische Startpunkt für die touristische Besichtigungstour: die Omayyadenmoschee. Im Herzen der Altstadt gelegen, zieht sie einheimische Muslime ebenso wie Pilger aus dem Iran und anderen Ländern und Touristen aus aller Herren Länder an. Ihre Historie ist bemerkenswert: das Fleckchen Erde, auf dem sie steht, ist bereits seit 4000 Jahren ein Platz religiöser Zusammenkunft. Vom Kultplatz für antike Götter zum römischen Tempel, zur christlichen Basilika und schließlich zur muslimischen Moschee. Wer weiß, welche Götter hier in den nächsten 4000 Jahren noch so alles angebetet werden...

Den Rücken dem Eingang zum Suq Hammidiye zugewendet, stehe ich vor dem Eingangstor der schon von außen beeindruckenden Moschee. Hier geht es aber erst einmal für mich nicht weiter. Zunächst muss ich nämlich nach links wandern und mir am Ticketschalter eine Eintrittskarte kaufen sowie ein famoses Kleidungsstück ausleihen, dass wahrlich "Kartoffelsack" genannt werden kann. Farblich stimmt es mit dem Gemüse nahezu überein und zumindest ich sehe darin sehr dick und knollig aus. Bevor ich mich in den Hauptteil der Moschee begebe, schaue ich mir zunächst das Grab Saladins an, das sich ebenfalls linkerhand befindet. Zwei Särge stehen im Mausoleum, die Erklärung wird auf Schildern darauf anbei geliefert: In dem einen Sarg liegt Saladin, der andere Sarg ist ein Geschenk von Kaiser Wilhelm II., ist aber leer. Da hat sich der Wilhelm ja ein tolles Geschenk ausgedacht. Saladin ist tot, der braucht keine Geschenke mehr, und außerdem hat er ja schon einen Sarg. Und der Sultan hätte sich vielleicht mehr über ein Geschenk für sich selbst gefreut. Abschließend noch bedacht, dass auch Muslime ihre Toten nicht einfach so in ihrer Ruhe stören, war das wirklich kein besonders genialer Einfall.

Weiter geht es zum Hauptteil der Moschee. Durch das hohe Eingangstor betrete ich das Bauwerk. Schon im Eingangsbereich fallen zahlreiche kunstvolle Mosaiken auf, eine Gestaltungsform, der man in der Moschee noch öfter begegnen wird. Vom Tor gelange ich auf einen großen, rechteckigen Innenhof, auf dem sich nebst zwei Säulen, die früher mal als Lampen gedient haben, ein überdachter Brunnen für die religiöse Waschung sowie das Schatzhaus, in dem früher auch tatsächlich Schätze gelagert wurden und das Uhrenhaus (ja, da waren mal Uhren drin) befinden. Alle Bauten stehen auf Säulen, und zwar immer genau acht - ob das irgendeine religiöse Bedeutung hat, architektonisch grad "in" war, oder einfach eine besonders praktische Art zu bauen ist, weiß ich nicht. Auf dem Hof tummeln sich Gläubige, Touristen und auch ein entweder fototechnisch besonders versierter Tourist oder eben doch ein Fotograf. Die Leute schauen, knipsen, spazieren, sitzen in Grüppchen und plaudern, schlafen, bereiten sich auf das Gebet vor... ein reges Treiben insgesamt. Nach einem Rundgang über den Hof betrete ich schließlich den Gebetsraum, der schon allein durch seine Ausmaße imponiert, man kann kaum von einem Ende zum anderen sehen, so sehr ist er in die Länge gezogen. Der Boden ist komplett mit roten Teppichen ausgelegt und es herrscht eine ehrfürchtige Stille. Kronleuchter hängen von der Decke und illuminieren die Szenerie. Eine Digitaluhr zeigt alle aktuellen Gebetszeiten des Tages an. Auf der anderen Seite des Raumes wird ebenfalls digital die aktuelle Außentemperatur angezeigt. An den Seitenwänden stehen hier und dort vollbeladene Bücherregale. Die Gruppen, die sich gemeinsam auf dem Boden niedergelassen haben, identifiziere ich allesamt als Touristen, aber auch Religionsgelehrte sollen häufig hier sitzen und je nach der Qualität ihrer Reden Zuhörer um sich scharren. Während man auf der dem Innenhof zugewandten Seite des Raumes auf- und abspazieren kann, um sich alles in Ruhe anzuschauen, befinden sich auf der anderen Seite, abgeteilt durch eine Säulenreihe, die Gebetsnischen. Vier sind es, jeder kann vor der Nische beten, die seine Rechtsschule repräsentiert. Frauen beten in der zweiten Reihe oder in einem speziellen abgetrennten Bereich. Im hinteren Teil des Raumes befindet sich die Grabstätte Johannes des Täufers, der auch bei den Muslimen einen hohen Stellenwert besitzt. Das Grab ist nur durch die grünen Fenster mit goldenen Gittern einsehbar. An einer Seite des Schreins befindet sich eine kleine Öffnung, durch die manch Gläubiger Geld in das Grab wirft. Das erinnert mich irgendwie an einen Wunschbrunnen, aber so einfach wird man Yahyas (Johannes') baraka (Segenskraft) doch sicher nicht erlangen können? Ob seine Gebeine tatsächlich hier liegen oder nicht, ist nicht wirklich klar. ebensowenig wie der tatsächliche Verbleib des Kopfes des Prophetenenkels Hussein geklärt ist. Manch einer ist jedenfalls überzeugt, er befinde sich in dieser Moschee und dementsprechend viele Pilger, besonders Schiiten aus dem Iran, kommen deshalb her. Ich bin schon vor meinem Besuch der Moschee viel gewandert und es ist heiß, so dass ich heute nicht zur Aufklärung des Verbleibs von Hussains Kopf beitragen werde - zu viele Iranerinnen tummeln sich vor dem Eingang zu diesen Räumen. Vielleicht beim nächsten Mal.

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