Montag, 3. Januar 2011

Yasmina Khadra - Die Schuld des Tages an die Nacht

Yasmina Khadra ist eigentlich ein Mann mit Namen Mohammed Moulessehoul und er hat ein Buch geschrieben mit dem klangvollen Titel

Die Schuld des Tages an die Nacht

In diesem Buch geht es um einen algerischen Jungen, der, einem ärmlichen und geradezu vom Unglück verfolgten Elternhaus entstammend, bei einem reichen Onkel unterkommt und von da an europäisch geprägt aufwächst. Wir verfolgen sein Erwachsenwerden, sein hin-und hergerissenes Verhältnis zu seinem Vater, seiner Familie und seinem Land, wir erfahren von den Erlebnissen, die ihn "zum Mann machen" und betrachten kopfschüttelnd die daraus erwachsenden moralischen Fallstricke, die ihn sein Leben lang verfolgen werden. Freundschaften entstehen und zerbrechen, der Krieg fordert schwerwiegende Entscheidungen. Irgendwie manövriert sich Younes/Jonas durch dieses Leben hindurch, auch ohne viele Entscheidungen zu treffen, seine Entscheidungsunfähigkeit hat mich manchmal ganz kirre gemacht, ich wollte ihm zurufen: "Für was auch immer, Junge, aber entscheide dich, und lebe mit den Konsequenzen!"

Die Sprache des Romans ist großartig zu lesen, ich wäre von alleine nie darauf gekommen, dass ein Mann dieses poetische Buch geschrieben hat... Die Geschichte hat manchmal Längen und der Hauptcharakter ist wie gesagt manchmal etwas nervenaufreibend, doch alles in allem ist es ein sehr schöner Roman über die verschlungenen Pfade des Lebens vor dem Hintergrund der algerischen Geschichte des 20. Jahrhunderts.

4 Sterne

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Spaß mit Keywords IV

26 Dec...11:49:26...www.google.de...the west kartoffeln was bringt

Spaß mit Keywords III
Spaß mit Keywords II
Spaß mit Keywords

Taxi, Taxi VII

So, heute gibt es auch wieder mal eine kleine Taxigeschichte. Neulich bin ich nämlich mit dem Taxi von Kafersusa aus nach Hause gefahren, ohne irgendwelche sprachliche Unterstützung an meiner Seite. Ein Taxi habe ich auch schnell bekommen. Das Einleitungsgespräch ließ sich dann in etwa so an:

Nach *A* bitte, das ist zwischen *B* und *C*.
Ah, Sie möchten nach *C*?
Nein, nach *A*, das ist zwischen *B* und *C*.
Kennen Sie den Weg?
Hm, dann fahren wir am besten erstmal nach *D*, von da aus kenne ich den Weg.
Ja, ok.

So sind wir dann erstmal eine Weile schweigsam gefahren, üblicherweise fange ich mit Taxifahrern kein Gespräch an, wer hier mitliest, weiß, was ich von den Taxifahrern in Damaskus im Allgemeinen halte. Irgendwann sind wir dann schonmal so in etwa bei *E*, es entspinnt sich ein weiterer kleiner Dialog:

So, jetzt sind wir bei *E*. Und jetzt?
Ich weiß nicht, ich sagte ja, ich wisse den Weg von *D* aus, nicht von *E*.
Ach so, ja, hm...

Er fährt weiter und fragt einen anderen Taxifahrer nach dem Weg zu *D*, wobei sich hinter diesem Buchstaben das überaus bekannte Osttor, Bab Sharqi, verbirgt. Unser Viertel nicht zu kennen ist erklärlich und verzeihlich, aber Bab Sharqi nicht zu kennen, das ist schon etwas seltsam. Da muss ich ihn dann dochmal fragen, wie lange er denn schon hier in Damaskus ist. Wie lange, das rückt er auch bei mehrmaligem Nachfragen nicht raus - vielleicht frage ich aber auch zu hocharabisch und er versteht mich schlicht nicht. Jedenfalls ist er tatsächlich neu in Damaskus, er kommt aus einer kleinen Stadt in der Nähe von Aleppo und, sofern ich das richtig verstanden habe, ist hier verheiratet. Das bin ich ja auch, und so kommen wir noch richtig ins Plaudern auf der Strecke. Das ist tatsächlich mal eine nette Abwechslung, hach, wie respektvoll man als verheiratete Frau man hier behandelt wird. Ich versuche besser gar nicht erst, mir vorzustellen, wie das gleiche Gespräch gelaufen wäre, wenn ich nicht einen syrischen Gatten vorzuweisen hätte, das wäre nur laune-verderbend.

Schließlich lotse ich ihn dann durch die Straßen zu unserem Haus, er ist ganz beeindruckt, da ich den Weg einwandfrei weiß, inklusive der Straßenschilder. Aber das ist ja auch kein Wunder, den Weg fahre ich ja andauernd, wohingegen er noch ziemlich neu in der Stadt ist. Am Ziel angekommen zücke ich das Portemonnaie und - oh Wunder - er will mich nicht nur nicht über's Ohr hauen, er will mir die Fahrt sogar schenken! Aber das geht ja nun auch nicht, und so richtig wirklich hat er das wahrscheinlich auch nicht gemeint, er wehrt jedenfalls nicht ab, als ich trotzdem bezahle, war ja schließlich sein Benzin und seine Zeit. Geschenke sind in diesem Fall wie Essenseinladungen und dürfen nur bei dreimaliger Wiederholung als ernsthaft angesehen werden. Was mich gerade wieder an den deutschen Studenten erinnert, der bei uns zu Besuch war und, hungrig wie er war, flugs das angebotene Sandwich eines Mitarbeiters annahm und vertilgte. Der um sein Mittagessen gebrachte Arbeiter guckte sehr irritiert und bedröppelt und musste nochmal losziehen, um sich ein neues Sandwich zu holen.

Nun, das war jedenfalls mal eine sehr nette Taxierfahrung und das darf ja auch nicht unerwähnt bleiben.

Taxi, Taxi VI
Taxi, Taxi V
Taxi, Taxi IV
Taxi, Taxi III
Taxi, Taxi II
Taxi, Taxi

Dienstag, 28. Dezember 2010

Linktipps X

Reisefotos von Syrien mit Dank an Frau Fragezeichen für den Link

Syria Travel News

Fotos von Aleppo (und zu 90% das Gleiche auch im Spiegel - warum eigentlich? (Achtung, Klickstrecken)

Assad wirft Deutschland Desinteresse an Syrien vor (im Gespräch mit der Blöd-Zeitung?!)

Und deshalb lieber anonym:
Syrische Blogger im Visier des Geheimdienstes

Orientalisches Oktoberfest

Wohnzimmer des Orients - Von Teppich zu Teppich (Achtung, schon wieder Klickstrecke)

Die syrischen Wikileaks-Depeschen in der Presse:

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Die syrischen Wikileaks-Depeschen IX

SYRIAN-IRANIAN SHOW OF SOLIDARITY MASKS TENSIONS OVER IRAQ, YEMEN, AND WAR WITH ISRAEL

Eine spannende Depesche, die sich hauptsächlich mit den bilateralen Beziehungen zwischen Syrien und dem Iran befasst. Schauen wir uns erstmal die Zusammenfassung an und im Anschluss diverse Aspekte des Berichts:

The successive visits of three high-level Iranian officials to Damascus in early December appear at first glance to reaffirm strong Iranian-Syrian security ties and other forms of bilateral cooperation, but they may, in fact, mask deepening rifts over Iraq, Yemen, and the possibility of war with Israel. Syrian observers suggest the a shifting balance of power between Iran and Syria. The Iranian government, challenged domestically by anti-regime protests and abroad by building pressure over its nuclear program, has sought Syria’s help just when Syria has begun to enjoy other strategic options, such as its relations with Turkey and Saudi Arabia. Asad’s government proved willing to host the visits, sign a defense MOU, and allow Hamas Politburo Chief Khaled Meshaal to visit Tehran, all the while continuing close cooperation with Iranian security services and Hizballah operatives. But Asad reportedly resisted Iranian arguments for closer bilateral coordination in Iraq and Yemen and flatly rejected being drawn into a war between Iran and Israel.

Man könnte demzufolge sagen, die so oft befürchteten und heraufbeschworenen engen Verbindungen zwischen Syrien und Iran bestehen nicht in diesem Maße, aber Syrien hat inzwischen einen gewissen Spielraum bei der Auswahl seiner strategischen Partner, was eine gewisse Eigenständigkeit erlaubt. Man muss weder dem Iran noch den Amis die Füße küssen, denn immer wenn der eine Partner Mucken macht, kann man damit drohen, sich ab- und dem anderen zuzuwenden. Keine unkomfortable Position.

Taken collectively, the Iranian visits over eight days were meant to dispel doubts that Syria would or could abandon its ties to Iran [...].

Ein Selbst- oder Fremdversicherungsschauspiel?

“Iran provides us diplomatic cover as well as the military might to back up our demands for peace,” argued XXXXXXXXXXXX. “In return, we’re providing Iran support when the West is pressuring Iran on its nuclear program,”

So sieht er laut XXX aus, der Tauschhandel. Fragt sich nur, wer XXX ist. Da zum Schutze der Person ausgepiept, vermutlich entweder ein bei den Syrern eingeschmuggelter Amerikaner oder ein Syrer, der gerne bei den Amis aus dem Nähkästchen plaudert.

According to XXXXXXXXXXXX Iran, not Syria, sought the visits as a sign of Syrian reassurance. “Be assured,” commented XXXXXXXXXXXX “they needed these visits far more than we did.”

The Syrian government, said XXXXXXXXXXXX, perceived a note of panic in the Iranian requests and some were saying Syria’s renewed relations with Saudi Arabia, its deepening ties to Turkey, and even Washington’s desire to re-engage Syria had made Iran “jealous.”

Also eher ein Fremdversicherungsschauspiel, um iranische Gemüter zu beruhigen.

While the Syrian government responded positively to Iranian requests for public statements of support on the nuclear issue and against Israel, it remained silent after the Iranian Minister of Defense’s arrival statement denounced Iraq, Saudi Arabia, Israel and the United States.

Klar, Rhetorik gegen Israel gibt's immer geschenkt, aber sich den Iranern zuliebe mit anderen regionalen Großmächten oder gar den USA anlegen, ne, das dann noch nicht.

“They (the Iranians) basically asked us to focus on co-opting Shia politicians and to drop our support for the Sunnis and former Baathists,” arguing that the center of gravity in Iraq lies with the Shia. On this issue XXXXXXXXXXXX reported, Syrian officials expressed great reluctance and continued to insist on the reintegration of former Iraqi Baathists into the political system.

Da müsste der Iran aber schon einiges im Gegenzug anbieten, damit Syrien für ihn die Schiiten im Irak unterstützt. Das Assad-Regime verhält sich in religiösen Dingen eigentlich meist vorsichtig, Assad selbst als Angehöriger der Alewiten, einer muslimischen Randgruppe, die selbst nicht mal von allen Muslimen anerkannt wird, will sicher keine Auseinandersetzung über seine Legitimität auf religiöser Basis führen.

On Yemen, Vahidi’s public remarks rebuking Saudi Arabia for interfering in its neighbor’s affairs drew sharp criticism from Syrian officials during the Iranian Defense Minister’s meetings XXXXXXXXXXXX Vahidi was clearly trying to drive a wedge between Damascus and Riyadh, but “it didn’t work,” he said.

More significantly, Syria reportedly resisted Iranian entreaties to commit to joining Iran if fighting broke out between Iran and Israel or Hizballah and Israel. XXXXXXXXXXXX said Iranian officials were in Syria “to round up allies” in anticipation of an Israeli military strike.

Da will der Iran aber schon eine ganze Menge, Syrien soll rhetorisch die gleiche Linie fahren, die Schiiten im Irak unterstützen, es sich mit Saudi-Arabien verscherzen und dann Seit an Seit mit dem Iran gegen Israel kämpfen. Ich frage mich wirklich, was die im Angebot hatten, um das durchzukriegen, oder dachten sie, Syrien läge ihnen zu Füßen?

"Then we expect an Iranian response. At that point, we, Turkey, and Qatar will spring into action to begin moderating a ceasefire and then a longer-term solution involving both countries’ nuclear programs. That’s the best scenario. All the others are bad for us and the region,” summed up XXXXXXXXXXXX.

Das klingt tatsächlich wie eine vernünftigere Herangehensweise. Dass im tatsächlichen Krieg mit Israel für ein militärisch vergleichsweise bescheiden ausgestattetes Land kein Blumentopf zu holen ist, ist klar, und man kann nur hoffen und beten, dass Iran und Israel sich nicht an die Gurgel gehen.

“We would hope the U.S. would recognize our diplomatic efforts to resolve a regional crisis and give us some credit for playing a positive role.”

Sie sind es leid, die Syrer, auf der *schwarzen Liste* der Amis zu stehen. Aber mal eben so bekommt man deren Vertrauen nun nicht geschenkt, vor allem nicht, wenn man nebenher die Hizbollah aufrüstet.

Es folgt eine Einschätzung der syrischen Absichten, die interessant ist, auch wenn sie zu dem Schluss kommt, dass man eigentlich nicht so recht wissen kann, was die Syrer nun tatsächlich vorhaben.

Many Syrian and some diplomatic observers believe Syria is in the process of re-calibrating its relations with Iran and is seeking to avoid choices that would constrain the country’s flexibility as it faces an uncertain regional setting. Does, however, Syria’s instinct for self-survival and desire for less dependence on Iran represent anything other than a shift of emphasis as long as Damascus insists on maintaining its military relations with Iran, Hizballah, and Hamas? Some analysts here argue that Syria’s improved relations with Turkey, France, and Saudi Arabia afford Damascus a greater range of choices in dealing with the West, the Arab world, Israel, and Iran. This school asserts that better ties with the U.S. would further increase Syria’s range of options and its potential to move farther away from Iran. Even if Damascus and Tehran maintained some semblance of their political-military relationship, the extent of their ties would be constrained by Syria’s competing equities in deepening relations with others, including the U.S. Others argue that a wider range of options would only perpetuate Syria’s decision-averse orientation; if the Iranians can’t pin down Syria on matters of war and peace, then what chance would the United States have? Syria could pocket openings offered by Washington and simply use our gestures to play rivals off one another. At the end of the day, it may be impossible to assess Syria’s intentions with any confidence until the regional context becomes clearer. In the meantime, the U.S. should take a modicum of quiet satisfaction that Syria is showing signs of wanting to moderate Iran’s influence in its affairs, even though expecting the relationship to end altogether remains unrealistic. If Syria’s improved relations with France, Saudi Arabia and Turkey can initiate cracks in the Syrian-Iranian axis, then perhaps discrete U.S.-Syrian cooperation could add further stress to these fault lines. A willingness to offer concrete deliverables as evidence of a U.S. desire for improved relations would force Syrian officials to calculate how far they would go in response, providing us with a more accurate measure of their intentions. At a minimum, increased Washington interest in Syria would increase Tehran’s anxiety level and perhaps compound Syrian-Iranian tensions, at a time when Syrian officials themselves may be unsure how they will react to unfolding events.

Zwischen den Jahren

Und wieder ein Weihnachten um. Eines der wenigen Weihnachten, an dem ich nicht Ente mit Rotkraut und Klößen essen konnte. Stattdessen gab es Hähnchenschnitzel mit drei Sorten Kartoffelsalat, weil die Köchinnen und Köche sich aufgrund ihrer Herkunft aus verschiedenen Regionen Deutschlands nicht einig werden konnten, wie ein Kartoffelsalat denn nun letzten Endes auszusehen habe. Geschmeckt haben sie alle, es war halt nur kein Weihnachtsessen in meinem Sinne.

Ansonsten ging es "ruhig und besinnlich" zu, nach dem Essen gab es Glühwein und Weihnachtssüßigkeiten, die von einer Mutter als Weihnachtscarepaket hergeschickt worden waren. Lebkuchen und Kokosmakronen, feine Sache, das. Das schummerige Kerzenlicht, der volle Magen und der Glühwein wirkten im Trio sehr einschläfernd und die Unterhaltungen plätscherten so vor sich hin, bis jemand eine E-Gitarre hervorzauberte und ein paar Lieder zupfte, so lange bis wir wirklich alle viel zu müde für irgendwas waren und sich das Grüppchen aufgelöst hat.

Am zweiten Weihnachtstag war ich dann nochmal bei denselben Leuten eingeladen, denn sie wollten - oh Freude - Rotkraut und Klöße kochen, aber keine Ente, weil noch so viel Schnitzel (der unbeholfene Syrer sagt hier "Schneisel") vom Heiligabend übrig war. Ach ja, das war auch ganz schön, so ein halbes Weihnachtsessen, auch wenn die Klöße nicht so richtig gelungen sind und Hähnchenschnitzel keine Gans ersetzen können. Nächstes Jahr dann eben wieder richtig.

Geschenke gab es größtenteils keine, Sachen herschicken macht ja überhaupt keinen Sinn, wenn ich die sowieso bald wieder mit zurücknehme und das Gepäck bezahlen muss. Mit dem werten Gatten war ausgemacht, nichts zu verschenken, was teuer und/oder schwer ist. Letzten Endes gab es dann nichts, aber für ihn immerhin ein paar Handschuhe, er fürchtet sich schon jetzt so vor dem Winter in Deutschland. War ja auch erst Geburtstag und bald ist Hochzeitstag, dreimal in einem Monat was verschenken ist ja auch doof, lieber einmal nix und dann im Sommer einfach mal so ne schöne Überraschung :).

So, ich hoffe, ihr alle hattet auch ein schönes Weihnachtsfest, hier geht es jetzt jedenfalls weiter, nur an Neujahr würde ich nicht zuviel erwarten, da nüchtere ich sicher den ganzen Tag vom Silvesterabend aus ;).

Freitag, 24. Dezember 2010

Frohe Weihnachten!

Plastikbaum

Montag, 20. Dezember 2010

Odyssee I

oder: Die Tücken einer internationalen Eheschließung

Ich habe Silvester 2009 geheiratet. Und zwar jemanden mit syrischer und libanesischer Staatsangehörigkeit. Ich bin Deutsche. Wir wohnen in Syrien. Wir haben im Libanon geheiratet. Dass diese Situation einiges an Papierkram mit sich bringen würde, war von vornherein klar. Aber ich hatte das Ausmaß gewaltig unterschätzt. Betrachtet mit mir den Weg von der Hochzeit bis zur Anerkennung derselbigen und der Ausstellung eines Visums für meinen Mann:*


Teil 1: Wie heiratet man einen Ausländer?

So, die Entscheidung ist gefallen: der Mann soll es sein. Aber wie stellen wir das nun an mit dem Heiraten? Es soll im Libanon sein, aber ich habe mich vor dieser Entscheidung schonmal auf der Webseite der deutschen Botschaft in Damaskus schlau gemacht, was man so alles braucht an Papieren, um legal heiraten zu können. Da hab ich aber auch gleich mit den Ohren geschlackert. Geburtsurkunde, Meldebescheinigung mit Religionszugehörigkeit, Ehefähigkeitszeugnis (was zur Hölle ist das überhaupt?) und dafür wiederum diverse Papiere des zukünftigen Gatten. Na das ist ja mal ein Anfang. Mal gucken, ob das im Libanon irgendwie anders (besser!) ist, aber auf der Seite der deutschen Botschaft im Libanon wiederum finde ich keine Angaben. Also rufe ich an. Man sagt mir, ich brauche eine Bescheinigung, dass ich ledig bin, z.B. die Meldebescheinigung des Wohnortes und eine Bescheinigung über meine Religionszugehörigkeit, am besten von der Kirche, aber dieses Ehefähigkeitsdingens bräuchte ich nicht.

Hey, das ist doch schonmal ein Fortschritt, ich freue mich und mache mich daran, diese Papiere zu organisieren. Klappt auch ganz einwandfrei, der Pastor stellt bereitwillig (und kostenlos! - wie ungewöhnlich kirchliche Großzügigkeit sein kann, sehen wir in einem späteren Teil...) eine Taufbescheinigung aus und die Meldebehörde macht auch keine Probleme, die Bescheinigung aus der Ferne auszustellen. Dann noch das ganze über DHL nach Damaskus gewuppt - für schlappe 60€ für die beiden Blätter Papier, dafür aber mit 48-Stunden-Versand. Trotzdem teuer. Naja, dann noch schnell übersetzen - wie erklärt man am besten, was eine Konfirmation ist, wenn der Übersetzer das nicht weiß und es sowas in den mittelöstlichen Kirchen nicht gibt? Und wenn er es dann irgendwie verstanden hat, wie übersetzt man ein Wort, das es im Arabischen so ja gar nicht gibt? Nun, er findet dann noch eine logische Formulierung, ich glaube er schrieb so etwas wie "Mia wurde am xx.xx.xxxx getauft und bekräftigte ihren Glauben im Jahr xxxx."

Nun kann also geheiratet werden. Und ich bin stolz wie Oskar, das mit den Papieren so ordentlich geregelt zu haben. Aber da wusste ich ja auch noch nicht, dass ich bislang nur einen kurzen Blick auf die Spitze des Eisbergs geworfen habe und das Papierkriegsmonster noch hämisch kichernd in der Ecke sitzt, bereit, bald zuzuschlagen...


*Mit der Ausstellung des Visums nach fast genau einem Jahr betrachte ich diese Episode als abgeschlossen, aber natürlich geht der Spaß mit Papieren in Deutschland noch weiter...

Die syrischen Wikileaks-Depeschen VIII

SYRIAN INTELLIGENCE CHIEF ATTENDS CT DIALOGUE WITH S/CT BENJAMIN

Da ist doch während eines syrisch-amerikanischen Gesprächs plötzlich, überraschend, der syrische Geheimdienstchef aufgetaucht. Der lässt sich sonst bei solchen Treffen nicht blicken, nicht einmal bei solchen mit "friendly countries like Britain and France." Das sei eine freundliche Geste von Assad, weil die vorigen Treffen so gut verlaufen seien, aber es habe ganz bestimmt keine Bedeutung hinsichtlich geheimdienstlicher Kooperation - zumindest nicht für die Gegenwart. Tatsächlich geht es während des ganzen Gesprächs aber vorwiegend darum, wie eine solche Kooperation zukünftig aussehen könnte. Hier die Zusammenfassung:

In a surprise appearance, Syrian General Intelligence Director (GID) General Ali Mamlouk attended a February 18 meeting between Vice Foreign Minister Faisal al-Miqdad and a U.S. delegation led by S/CT Coordinator Daniel Benjamin. Miqdad explained Mamlouk had joined the meeting at the request of President Bashar al-Asad as a gesture following a positive meeting between U/S William Burns and the Syrian president the previous day. Stressing the meeting did not signal the commencement of security and intelligence cooperation between Syria and the United States, the Syrian side said the discussion could be a starting point for a blueprint regarding possible cooperation in the future. Calling Coordinator Benjamin’s description of terrorist groups operating in the region “valid,” Mamlouk emphasized the linkage between progress on political issues in U.S.-Syrian relations and possible security and intelligence cooperation. He identified Syrian-Iraqi border security as an area where Syria could cooperate with the U.S., but only after Iraqi legislative elections in March. Mamlouk added cooperation on Syrian-Iraqi border security could lead to security cooperation in other areas. Mamlouk, Miqdad, and Syrian Ambassador to the U.S. Imad Mustapha were attentive during Benjamin’s presentation on al-Qaeda, foreign fighters, and other common threats, and reacted positively to his warnings that these issues presented challenges to both the U.S. and Syria. Mamlouk and Miqdad emphasized three points regarding possible security and intelligence cooperation with the U.S.: (1) Syria must be able to take the lead in any regional actions; (2) politics are an integral part of combating terrorism, and a “political umbrella” of improved U.S.-Syrian bilateral relations should facilitate cooperation against terrorism; and (3) in order to convince the Syrian people that cooperation with the U.S. was benefiting them, progress must be made on issues related to economic sanctions against Syria including spare parts for airplanes and a plane for President Asad. “In summary, President Asad wants cooperation, we should take the lead on that cooperation, and don’t put us on your lists,” Miqdad declared.

Was ich toll finde, ist, dass also die syrische Bevölkerung von den Vorteilen einer Kooperation mit den USA überzeugt werden soll, indem der Präsident ein neues Flugzeug bekommt. Na, wenn das die syrischen Bürger mal nicht vom Sockel haut!

Also, insgesamt ist der Tonfall, soweit man das der Depesche entnehmen kann, recht freundlich und es findet tatsächlich sowas wie ein konstruktives Gespräch statt, ohne Pseudowitzigkeit oder gehässige Seitenhiebe (naja, fast). Die Syrer geben mehr von sich, als nur PR-Seifenblasenrhetorik und stimmen gar den Amerikanern in ihren Erkenntnissen um terroristische Gruppierungen in Middle East zu. Das liest sich echt so, als sei da Zusammenarbeit möglich. Ach ja, und:
Benjamin [...] noted that there were issues on which we had clear differences, such as Syrian support for Hamas and Hizballah.

Ach, ich denke, von dem Thema wollte man sich vorerst etwas fernhalten? Ich glaube, die wissen einfach nicht wie sie das angehen sollen und jeder macht dann halt so, wie er denkt, dass es richtig ist.

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Sonntag, 19. Dezember 2010

Lebbe gehd weida

Rechtwinkliger Baum (in Aleppo)

Samstag, 18. Dezember 2010

Der Ofenmeister

Gastfreundlich seien die Araber, sagt man. Und ja, das sind sie, wenn auch um den Preis diverser Bekehrungsversuche. Überhaupt seien sie freundlich und offenherzig, diese Araber, sagt man, und ja, viele sind so. Wenn man auch die Typen mitzählt, die alles Europäische anbaggern, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, dann sogar fast alle. Aber jegliche kulturelle Offenheit und Freundlichkeit hat ihre Grenze, und zwar genau dort, wo der Tellerrand beginnt. Beim Essen nämlich hört der Spaß auf. Und das kam so:

Wir haben hier in Damaskus keinen eigenen Ofen. Mein Mann als Junggeselle war da nicht so anspruchsvoll, Hauptsache was zu essen, und selber kochen sowieso nicht. Ein Gaskocher war da vollkommen ausreichend. Und da wir uns hier ja nicht dauerhaft einrichten, haben wir nie eingesehen, warum wir hier einen kompletten Haushalt mit allem drum und dran aufziehen sollten. Der eine Kocher tut weiterhin seinen Dienst. Das ist nervig, wenn ich mal - typisch deutsch? - Kartoffeln, Soße, Gemüse und Fleisch hübsch getrennt zubereite, aber meistens mache ich es wie die Syrer und werfe einfach alles zusammen in einen großen Topf. Jetzt im Winter wärmen Eintöpfe sowieso am besten. Aber ab und an soll es doch auch mal was aus dem Ofen sein, und dafür gibt es die öffentlichen Ofen, da geht man hin und gibt dem Ofenmeister seine kulinarische Kreation in einer flachen Metallschüssel, mit Alufolie verpackt und der schiebt einem das Essen für eine Viertel- oder halbe Stunde in den Ofen.

Nun hat es sich bei uns eingebürgert, dass nicht wir selbst dorthin gehen, sondern die Angestellten meines Mannes, die auch so eine Art "Mädchen für alles" sind. Neben der Kälte wird das wohl eine der größten Umstellungen für ihn in Deutschland, niemand mehr, den er herumschicken kann, sondern alles selbst einkaufen gehen. Hier ist das ja auch manchmal schon bequem, wenn man nicht selbst raus muß mit seiner Einkaufsliste, aber es nimmt manchmal schon groteske Züge an, zum Beispiel wenn wir auf dem Nachhauseweg zehn Meter entfernt an einer Apotheke vorbeikommen, aber kein Panadol (=Aspirin) mitnehmen, sondern nach Hause gehen, und er die Jungs losschickt. Aber ich lasse ihm seinen Tick, lange wird er sich das ja nicht mehr 'gönnen' können... Also, zurück zum Ofen.

Die Jungs bringen also das Essen hin und holen es durchgegart wieder ab. Blöd aber, dass diese verrückte deutsche Nudel (also ich) nicht nur die üblichen "Kefte-Fleisch mit Tomaten, Paprika und Zwiebeln obendrauf" - Gerichte abliefert, sondern auch mal so total crazy Sachen macht wie Kartoffel-Spinat-Auflauf, Lasagne, Paprika gefüllt mit Reis und Kürbiskernen (zugegeben, die Kürbiskerne waren echt ne doofe Idee)... Was macht der weltgewandte Ofenmeister dann? Na klar, er lacht die Jungens aus, hänselt sie geradezu. Jetzt wollen sie nicht mehr dorthin gehen, es ist ihnen peinlich, denn jedesmal fragt der Typ sie süffisant, was sie denn diesmal wieder Tolles mitgebracht hätten. Klar, da sollten die drüberstehen, aber die sind ja noch keine 20 und mental eher noch in der Pubertät. Die schämen sich so wie ich, als ich mit 13 Binden für meine Mama kaufen sollte. Und da war die Verkäuferin nicht so bescheuert wie dieser Typ hier.

Dann kommt noch erschwerend hinzu, dass der Ofentyp nicht nur sich über meine Gerichte lustig macht, sondern sich auch noch weigert, die ordentlich zuzubereiten. Die Lasagne zum Beispiel muss schon so eine dreiviertel Stunde in den Ofen, sonst werden die Platten nicht gar. Macht er aber nicht. Auch nicht, wenn es entsprechend deutlich gefordert und auch bezahlt wird. Nach einer halben Stunde fliegt die Metallschüssel aus dem Ofen. Ob ich dann zu Hause mit noch harten Lasagneplatten sitze, obwohl ich mich so auf das Essen gefreut habe, juckt ihn nicht. Müsst' ich halt nur noch Falafel essen, dann hätt' ich auch keinen Grund zu meckern. Na, das hat er jetzt nicht gesagt, aber so denk ich's mir.

Nun mach ich entweder nur noch "angepasstes" Essen, oder ich bring die Sachen selbst hin, aber der würde mich genausowenig für voll nehmen und meine Zeitangaben sch... pfeifen, oder ich schicke meinen Mann. Ganz ehrlich, der Typ hat doch echt nicht mehr alle Zacken in der Krone?!

Aber lange geht's nicht mehr so, denn bald geht es zurck nach Deutschland, wahrscheinlich im Februar, denn - *lililililililililililililililiiiiiii* - mein Mann hat sein Visum bekommen. Dann essen wir Lasagne und Bratwurst und Kassler mit Rotkraut und Klößen und frisch dampfendes Mehrkornbrot mit tausend verschiedenen lecker Aufstrichen und Aufschnitten und Brötchen und Bacon und Tiramisu und Wirsing und Tiefkühlpizza und trinken nach dem Reinheitsgebot gebrautes Bier................

Freitag, 17. Dezember 2010

Tragische Konstellationen

Es gibt tragische Konstellationen im Leben, da möchte man seine Faust gen Himmel schwingen, und lauthals fragen: "Warum, du Arsch?!" Bevor ich das tatsächlich tue, fällt mir wieder ein, dass meines Erachtens niemand da oben ist (außer natürlich das fliegende Spaghettimonster, aber dem mag ich die Schuld auch nicht in die nudeligen Anhängsel schieben), und man alle Tragik auch einfach "Pech" nennen könnte. Außerdem sähe es ziemlich blöd aus, wenn ich sowas täte, und jemand bekäme es mit.

Die tragische Konstellation des Angestellten meines Mannes sieht nämlich so aus: Mutter verstorben, Vater kleinkriminell, gerade erst wegen Drogenschmuggeleien aus dem Gefängnis raus, er selbst im Heim aufgewachsen, seine jüngere Schwester immer noch dort, seine ältere Schwester hält sich irgendwie über Wasser. Alle schrubben am Existenzminimum entlang, vom Vater ist keine Hilfe zu erwarten. Eher nimmt der dem Sohn noch die Kröten weg, die er bei uns in seiner Ausbildung verdient. Der Junge macht soweit einen ganz netten Eindruck, aber besonders verlässlich ist er nicht. Mal arbeitet er ein paar Tage ordentlich in der Werkstatt, bekommt auch noch eine Portion von dem, was ich koche, damit er wenigstens mal was anständiges im Magen hat. Dann kommt er wieder ein paar Tage nicht, weil er daheim mit seinem Schicksal hadert, überlegt, ob er nicht vielleicht einen anderen Beruf lernen sollte, geht nicht an sein Telefon oder lässt sich verleugnen. Irgendwann kreuzt er dann wieder hier auf, mein Mann wäscht ihm den Kopf, so dass er wieder für eine Weile davon überzeugt ist, dass er besser damit fährt, diese Ausbildung durchzuziehen, um für sich und seine Schwestern Geld verdienen zu können. Keine zwanzig Jahre alt, aber die Last, für drei aufkommen zu müssen, auf den Schultern. Neulich kam er kleinlaut an und gestand, dass er nicht in seiner Wohnung schlafen wolle, solang er nicht das Geld für die Miete beisammen habe, um Stress mit dem Vermieter zu vermeiden. Also haben wir ihn eine Nacht hier einquartiert. Am nächsten Tag hat er dann seine ältere Schwester um Unterstützung gebeten und hier liegt noch so ein Hase im Pfeffer begraben. Die Schwester verkauft ihren Körper, um an ein bisschen Geld zu kommen, was für den Bruder eine schwere Belastung ist, Ehre und so, weißt schon. Aber genau dieses Geld muss er dann von ihr annehmen, um seine Miete bezahlen zu können. Das erinnert mich fatal an eine Geschichte aus "Mit dem Taxi nach Beirut": dort gibt es auch ein Geschwisterpaar, wo er von dem Geld lebt, das sie als Prostituierte verdient. Es endet damit, dass er die Schwester wegen ihres 'Lebenswandels' umbringt. Das wollen wir hier mal nicht annehmen, aber unangenehm ist das alles allemal. Und der merkbefreite zweite Angestellte, der jeden Tag um halb drei Mittagspause macht, um sich bei Muttern daheim bekochen zu lassen, wo er auch noch wohnt, fragt, warum wir dem anderen denn immer was zu essen geben. Hohlbirniger kann man wohl kaum fragen.

So sieht's aus, Geschichten, die das Leben schreibt. Ob diese ein Happy End nehmen wird, man weiß es nicht.

Linktipps IX

Petition zur Unterstützung von Wikileaks

5 Aspekte der aktuellen Wikileaks-Revolution

Wo Syriens Maggiwürfel herkommen

Syrien unter Atomwaffenverdacht


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Das Wort zum Freitag (17.12.)

"You see, it's been our misfortune to have the wrong religion. Why didn't we have the religion of the Japanese, who regard sacrifice for the Fatherland as the highest good? The Mohammedan religion too would have been more compatible to us than Christianity. Why did it have to be Christianity with its meekness and flabbiness?"
Adolf Hitler, quoted by Albert Speer, Inside the Third Reich: Memoirs, pg. 115

via Wikiquote

Dienstag, 14. Dezember 2010

Die syrischen Wikileaks-Depeschen VII

JUMBLATT ON POSSIBLE NEW UNSCR, NATIONAL DIALOGUE; RIZK ON UNIIIC EXTENSION

Zwei Depeschen aus der libanesischen Botschaft: Hauptthemen sind 1.) Die komplizierte politische Gemengelage im Libanon und 2.) Ein von der Hizbollah organisiertes fiberoptisches Netzwerk. Aber Syrien kommt auch immer mal am Rande vor, wie sollte das bei einem Staat, der indirekt immer noch so stark unter der Fuchtel eines anderen steht, auch anders sein.

March 14 leader Walid Jumblatt questioned the utility of a new UN Security Council resolution on Lebanon if it does not address the border issue with Syria and if it does not contain strong language.

When asked how the USG could best support Lebanon at this juncture, Jumblatt said he was pleased to see the USG’s recent public statements on Syria’s efforts to build nuclear weapons. Jumblatt half-jokingly said that the U.S. should now send the USS Nimitz to intimidate Syria.

Jumblatt said the Special Tribunal was “not enough” to intimidate Syria. Rizk chimed in to acknowledge that work on the Special Tribunal was “frightening to Syria until recently.” Both agreed that Syrian President Bashar Assad won’t care about the Tribunal in a year’s time.

Immer wieder geht es also darum, Syrien unter Druck zu setzen, mit "strong language", dem Hariri-Tribunal, und, da dass nicht ausreicht, gar einem amerikanischen Flugzeugträger, "jokingly" zwar, aber auch wieder nur "half-", immer die Problematik libanesisch-syrischer Grenzziehung im Hinterkopf.

LEBANON: HIZBALLAH GOES FIBER OPTIC

Die immer wiederkehrende Problematik zu intensiver syrischer Einmischung in libanesische Angelegenheiten zeigt sich auch hier:

The Syrian interference [within the mobile network] is similar to that occurring during the Nahr al-Barid fighting, and highlights the ability of the Syrians to communicate within Lebanon through non-Lebanese mobile systems. Because the system in the part of Syria bordering on northern Lebanon is a private company, MTM, Hamadeh believes that they offer political cover to the Syrian government, who he nevertheless believes is behind the problem.

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Die syrischen Wikileaks-Depeschen VI

IS NOW THE TIME TO RAISE HIZBALLAH WITH SYRIA?

In dieser Depesche beschäftigen sich die Amis mit der Frage, wie man den Syrern am konstruktivsten mitteilt, dass sie gefälligst aufhören sollen, die Hizbollah mit Waffen zu unterstützen. Die Zusammenfassung sieht so aus:

Syria's determined support of Hizballah's military build-up [...] could change the military balance and produce a scenario significantly more destructive than the July-August 2006 war. If rockets were to rain down on Israeli civilians in Tel Aviv, Israel would still have powerful incentives, as it did in 2006, to keep Syria out of the conflict, but it might also face compelling reasons for targeting Hizballah facilities in Syria, some of which are in and around populated areas. Syria's current strategic mindset appears to assume Syria could avoid involvement in a new conflict, based largely on its 2006 experience. Syrian leaders also appear convinced that arming Hizballah will increase Syria's leverage in bringing Israel to the negotiating table. As Washington weighs how to approach Syrian officials in upcoming engagement efforts, discussing Hizballah from the perspective of the regional strategic landscape may help to facilitate a "big picture" conversation in which we could challenge these assumptions and focus Damascus on the importance of taking cooperative steps with the U.S. now. Though raising this subject could well distract from a cooperative approach that shows signs of progress after months of investment, we believe sounding a warning, probably in a one-one-on meeting with President Asad, would be worth considering in pursuit of a broader, more strategic dialogue.

Dass die Syrer die Hizbollah bewaffnen, steht trotz regelmäßiger Dementi für die Amis ziemlich außer Frage:

There is overwhelming evidence that shows Syria
provided not just logistical and other support in moving the weapons, but was the main source of the weapons.

Die möglichen Folgen dieses Handelns werden in einem, im weiteren Verlauf als "unappealing" bezeichneten Szenarios, geschildert:

At least two potential consequences flow from Hizballah's increased capabilities and Syria's role in creating them: (1) If there is another war between Hizballah and Israel, it will be far deadlier than the 2006 conflict; (2) as in 2006, there would be compelling reasons for Israel to want to keep Syria out of any future war if possible, but there might be a countervailing need to hit Hizballah and perhaps targets in Syria, some of which are located in populated areas.

Die syrische Lösungsvorstellung sähe dann so aus: erst Frieden mit Israel, dann Hizbollah entwaffnen:

President Asad and FM Muallim have also suggested that the challenge of disarming Hizballah would be solved after Syria and Israel signed a peace treaty. This agreement would lead naturally to a deal between Lebanon and Israel, thereby removing the rationale for Hizballah's resistance movement [...].
Asad nonetheless appears more convinced than ever that arming Hizballah is necessary for Syrian security and perhaps as a stick to bring the current Israeli government back to negotiations on the return of the Golan.

Den Amis ist natürlich klar, dass das so herum nicht funktionieren kann, und die Israelis keinen Frieden mit einem Land schließen mögen, dass weiterhin den Feind aufrüstet.

Syrians remain resistant to the notion that Syria bears responsibility for managing a potentially explosive situation that could draw Damascus into a war neither sought nor winnable. They have ably deployed a force field of cognitive dissonance to resist arguments linking Syria's arming of Hizballah and the future prospects of Syrian-Israel peace negotiations.

"Kognitive Dissonanz" ist einer meiner Lieblingsaudrücke, er beschreibt die menschliche Fähigkeit, alle ím Gegensatz zur eigenen Auffassung stehenden Argumente zu ignorieren oder abzuwerten. Aber in diesem Fall trifft diese Beschreibung wohl doch nicht ganz zu. Es ist meines Erachtens doch davon auszugehen, dass die Syrer schon ganz klar wissen, dass das so mit dem Frieden nichts werden kann, aber den wollen sie eben auch gar nicht ernsthaft. Ein äußerer Feind lenkt wunderbar von innenpolitischer Murkserei ab, der Friedensschluss brächte zahlreiche Rechtfertigungsprobleme gegenüber anderen arabischen Ländern mit sich etc.pp. Alles andere ist nicht "kognitive Dissonanz" sondern seifenblasenblubbernde Rhetorik, denn die Syrer können ja nicht lauthals sagen, dass ihnen Frieden mit Israel schnurze ist und sie viel lieber Waffen an die Hizbollah geben, als sich mit Verhandlungen herumzuschlagen.

After months of investment, our engagement efforts are close to enabling both sides to exchange positive gestures. This cooperation should help to the stage for more focused discussions on a broad range of issues and strategic choices about the future direction of the relationship. [...]
Our view is that the cooperative approach will have more chance of success if we continue to use these channels to deal with such issues, until the relationship can sustain discussion at higher levels that will yield a higher probability of favorable progress. Against this backdrop, sending U.S. officials to focus on Syrian relations with Hizballah could distract significantly from our efforts to build a cooperative
foothold.

Wie also die Syrer dazu bringen, mit der Waffenunterstützung aufzuhören? Direkte Ansagen werden als wenig zielführend abgelehnt, man befürchtet da eher Trotzreaktionen. Also macht man sich an den langsamen Aufbau bilateraler Beziehungen, Zusammenarbeit in vereinzelten Bereichen, wo man ab und an mal ein Schlagwort (Menschenrechte! IAEA-Zusammenarbeit! Hizbollah!) fallen lassen kann, ohne dass es nach offizieller Maßregelung aussieht.

While the near-term chances for a successful dialogue on Syria's strategic relationship with Hizballah are much lower, the stakes -- the possibility of a regional conflict and significant obstacles to achieving comprehensive peace -- are just as, if not more, urgent. Sharing our concerns about the dangers of Syria's arming of Hizballah, probably best done privately in a one-on-one session with President Asad, could serve to establish the basis of a more frank exchange about Syria's role [...].

Blöd also, dass das Thema zu dringend ist, als dass man erst ein paar Jährchen "Basis-Beziehungsarbeit" investieren könnte. Also doch das Thema mit Assad direkt ansprechen? Verdammt, Diplomatie kann kompliziert sein...

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Montag, 13. Dezember 2010

Schnee in Damaskus - Der Beweis

Alle reden vom Wetter, auch Herr Gawhary und auch ich. Dort ist aber noch ein Link auf ein "Schnee in Damaskus" - Video, das hier zwar nicht lädt, aber vielleicht ja bei euch. Aber ich habe zumindest den fotografischen Beweis :)

Schnee in Damaskus I

Schnee in Damaskus III

Schnee in Damaskus II

In Memorium Itzy - Mai 2010 bis 13. Dezember 2010

In Memorium Itzy - Mai 2010 bis 13. Dezember 2010

Watching The Wheels

... in Damaskus

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