Suq Hamidiye
Verkauft wird hier alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist: Kleidung und Stoffe in allen Formen, Farben, Stilen; Schmuck, Spielzeug, Süßigkeiten, Gewürze, Haushaltswaren von Aschenbecher bis Zellophanfolie, Handwerksbedarf, Chemikalien und und und. Zu den Ladenbesitzern gesellen sich die fliegenden Händler mit Getränken, Zigaretten, elektronischen Plüschkatzen und allem was man sonst so braucht oder auch nicht braucht. Jede Seitengasse bringt neue Wunderlichkeiten an den Tag, undefinierbare Gewürzberge, die ihr Aroma durch die ganze Gasse verbreiten; die heißeste Reizwäsche, die man den nach außen hin oftmals so konservativen und verstockten Frauen im Leben nicht zugetraut hätte; ein fliegender Händler, der versucht, ausgestopfte Falken an den Mann zu bringen (wer kauft denn sowas...?).
Mit einem erfrischenden Pistazieneis oder einem Becher Tut Shami - ein süßes, eisgekühltes Brombeergetränk - in der Hand kann man so einige Zeit damit verbringen, durch diese Gassen zu schlendern. Obacht gilt auch hier, wenn man sich entschließt, einmal etwas zu kaufen. Die syrischen Händler tuen nichts lieber als ihre Kunden über's Ohr hauen, das darf man nicht allzu böse nehmen, auch wenn das manchmal schwerfällt, es ist halt eine Art Volkssport. Die Einheimischen sind geübt darin, sich nicht über's Ohr hauen zu lassen, Ausländer eben nicht. Bei den Preisen kann man deshalb nicht viel machen, aber man sollte zumindest aufpassen, anständige Ware zu kriegen. Ich habe einmal so eine Seifenblasenpistole gekauft (nicht für mich, für ein Kind!), und habe mir vom Händler ein Modell in geöffneter Packung andrehen lassen. Das war dann natürlich schon kaputt, aber gemäß seiner Erwartung habe ich das natürlich erst daheim gemerkt. Am besten lässt man sich das Vorzeigemodell geben, denn das funktioniert ja offenbar.Es ist ein wimmelnder Suq, voll von Touristen aus aller Herren Länder - EuropäerInnen, AmerikanerInnen, aber auch IranerInnen oder AraberInnen aus den Golfstaaten sieht man hier zuhauf. Ebenso erledigen einige Syrer hier ihren Einkauf an Alltagswaren - Schulrucksäcke, Geschirrabtropfgestelle, Socken - wenn auch weniger zahlreich, da die Preise im Schnitt etwas höher liegen als in den weniger bekannten Suqs der Stadt. Läden, die ähnliche Waren anbieten, finden sich nicht über den Suq verteilt, sondern Reih an Reih in der gleichen Ecke, ein Konzept, dass sich dem Konkurrenz-Modell in den Köpfen westlicher Beobachter nicht unbedingt auf Anhieb erschließt, aber es funktioniert. Es scheint sich ein Gleichgewicht einzupendeln, wie viele Läden der gleichen Art an einer Stelle koexistieren können und dabei allen Ladenbesitzern ein ausreichendes Einkommen sichern. Ist dieses Gleichgewicht gesichert, verliert auch der Konkurrenzgedanke seine Dringlichkeit und die Verkäufer schicken einen fröhlich in den Nachbarladen, wenn sie nicht einhundertprozentig das haben, wonach man sucht, anstatt einem die eigenen Waren aufschwatzen zu wollen.
Wer nach Damaskus kommt, darf den Suq Hamidiye keinesfalls verpassen, erst hier fühlt man sich so richtig "im Orient angekommen"!
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