Mittwoch, 21. Juli 2010
Unzüchtige Waden
Unsere Nachbarn können uns nicht ausstehen und alle anderen Nachbarn wissen das. Bitteschön, das tangiert mich höchstens peripher. Man könnte sich ja nun einfach so weit wie möglich aus dem Weg gehen und Nachbarn Nachbarn sein lassen. Doch Streit und Zwietracht haben in der syrischen Welt offiziell nichts zu suchen. So müssen wir den offiziellen "Glückwunsch zur Hochzeit"-Besuch über uns ergehen lassen, ein wahrer Spießrutenlauf, besonders für mich, da unsere Wohnung und jeder Handschlag von mir kritisch beäugt wird, denn eine gute Ehefrau für einen syrischen Mann kann so eine dahergelaufene Ausländerin doch bestimmt nicht sein. Ja, nun hätten wir die Herrschaften ja nicht in unser Haus lassen müssen, nicht wahr? Aber wer wäre dann in den Augen der restlichen Nachbarschaft völlig untendurch? Nein, Form und Anstand müssen gewahrt werden, und wir haben uns doch alle ganz dolle lieb.
Aber zurück zur Kleidung, deren Faden ist mir doch glatt abhanden gekommen. Das eigentlich Beispiel: mein Mann sitzt vor dem Haus und trinkt Tee. Er lädt mich ein, ihm Gesellschaft zu leisten. Aber sicher, warum nicht? Nun, meine aktuelle Bekleidung, die ja vorwiegend für im Haus gedacht war, sieht so aus: ein T-Shirt und eine kurze Hose, so etwa bis zu den Knien. Aber wir laufen ja nicht durch die Stadt, ich begebe mich nur direkt vor mein Haus und so belasse ich es dabei. Auch mein Mann stört sich nicht daran. Schon bald kommt eine Nachbarin vorbei, wir haben uns bisher noch nicht gesehen. Sie unterhält sich auf Arabisch mit meinem Mann, fragt wer ich bin, woher ich komme. Mich persönlich zu fragen, wenigstens um herauszufinden ob ich sie verstehe, das kommt ihr nicht in den Sinn. Ich verstehe sie, zwar nicht hundertprozentig, aber mehr als genug. Eine Schande sei es, dass ich so hier sitze, in diesen Klamotten, dieser kurzen Hose, wo mich jeder sehen könne. Aber ich sei ja Ausländerin, da sei das wohl so. Doch er müsse mir schon sagen, wie ich mich zu kleiden habe, denn so gehe das ja nicht. Sprachs und zog von dannen. Nun, ihre Meinung überrascht mich nicht zu sehr. Aber kann man sowas nicht entweder für sich behalten und woanders ablästern, oder es mir ins Gesicht sagen? Ein Grinsen kann ich mir aber nicht verkneifen, als mein Mann sagt "Mach dir nichts draus. Jeder hier weiß, dass sie ihren Mann betrügt." Oh, du wunderschöne Doppelmoral...
Der Imam fiel in Ohnmacht
In Ohnmacht ist mir (zum Glück) noch niemand gefallen, aber geschmeckt hat meine Variante ebenfalls: sie besteht im Grunde aus den gleichen Zutaten wie das klassische Imam Bayildi, allerdings fülle ich die Auberginen nicht, sondern mische alle Zutaten zu einer Art Eintopf. Also, man nehme...
- 1kg Auberginen
- 0,5 kg Tomaten
- 0,5 kg Zwiebeln
- 1 Knolle Knoblauch
- Olivenöl
- 0,5l Gemüsebrühe
- Salz, Pfeffer
Die Auberginen schneidet man in etwa fingerlange und -dicke Streifen und brät sie kurz von beiden Seiten in einer Pfanne in Olivenöl an. Dann brät man die gewürfelten Zwiebeln in einem großen Kochtopf an und gibt die Auberginen, die gewürfelten Tomaten, und die Knoblauchzehen einer Knolle Knoblauch dazu (wer nicht so sehr auf Knoblauch steht, übt hier Zurückhaltung). Die Zehen werden nicht geschält, sondern mit Schale dazugegeben! Später kann man den Knoblauch aus der Schale "zutzeln" wie bei einer bayerischen Weißwurst. Außerdem spart man sich eine Menge friemelige Schälarbeit ;). Also, zu dem Gemüse dann ca. 0,5l Gemüsebrühe und etwas Salz und Pfeffer dazugeben. Das ganze für mindestens eine halbe Stunde, eher eine ganze Stunde köcheln lassen, bei Bedarf etwas Wasser/Brühe zufügen. Durch das Anbraten der Auberginen und der Zwiebeln sollte das ganze schon ölig genug sein, falls nicht, einfach noch einen extra Schuß Olivenöl dazu. Schmeckt sowohl warm als auch kalt (sehr schön für unsere heißen Sommer, wenn man nichts warmes herunterbekommt) und natürlich mit arabischem Brot am besten.
Guten Appetit!