Winterzeit
Elf Grad sind es draußen. Sagt die Wetteranzeige hier rechts unten. Glaub ich ja nicht so wirklich. Ich sitze nämlich noch im unbeheizten Wohnzimmer und friere nicht. Na gut, ich habe zwar auch lange Hosen, einen warmen Pulli und dicke Socken an, aber bei elf Grad würde ich trotzdem frieren. Es ist in unserem Wohnzimmer mangels Klimaanlage und Heizung nämlich sommers genauso heiß und winters genauso kalt wie draußen. Letzten Winter hatten wir hier noch eine Heizung, einen Heizölofen, der aber recht unzufriedenstellend funktionierte, denn die Abgase wurden nicht so recht nach draußen geleitet, was man schnell daran merkte, dass es so stickig wurde, dass man das Fenster und am besten auch gleich die Tür aufreißen musste - das konterkariert natürlich jeden Heizerfolg. Außerdem war das Taschentuch nach dem Naseputzen jedesmal schwarz vor lauter Ruß, und das ist bestimmt nicht gesundheitsfördernd. Also haben wir uns in tausend Pullis und Decken gewickelt einen abgefroren. Es wurde dann etwas besser, nachdem wir die elektrische Miniheizung aus allerlei Gerümpel hervorkramten. Die hat zu Beginn des Frühjahrs aber auch schlapp gemacht, beziehungsweise sie funktionierte noch, einer der beiden Heizstäbe schlug an der Seite aber so ein paar Funken, und der Sache hab ich dann nicht über den Weg getraut. So eine, oder am besten gleich zwei, müssen auf jeden Fall wieder her, noch einen Winter frier ich mich hier nicht durch. Schlimm genug, dass wir uns im Sommer keine Klimaanlage leisten konnten, aber die Heizung, keine Frage, muss sein. Ist zum Glück auch günstiger. Heizölvorrat haben wir noch massenhaft, da haben wir kurz bevor es unerwartet schon warm wurde nochmal den Großeinkauf gemacht. Im Schlafzimmer steht nämlich so ein putziger Heizölofen, der die Abgase auch anstandsgemäß nach außen leitet.
So ein Ofen ist ein tolles Teil: ein richtiges, gliederwärmendes Feuer im Zimmer. Manchmal ist er ein bisschen schwer anzubekommen, man muss zunächst etwas Öl hineinlaufen lassen, dann ein ölgetränktes Taschentuch anzünde und hineinwerfen, auf dass es mit dem bereits vorhandenen Öl eine feurige Verbindung eingehe. Das mag aber nicht immer passieren, zu wenig Sauerstoff im Ofen, zu viel Asche, zu viel Wind, der durch die Rohre pfeift... Ganz blöd ist es, wenn das Feuer schon eine Weile gebrannt hat und dann wieder ausgeht. Dann muss man nämlich warten, bis der Ofen etwas abgekühlt ist, bevor man ihn erneut anzündet. Tut man das nicht, was ich natürlich mangels besserem Wissens bereits erfahren wusste, dann verpufft einem die Asche mitten ins Gesicht und ins ganze Zimmer hinein, und man ist eine Stunde damit beschäftigt, sich selbst und alles um einen herum zu säubern.
Wir rüsten uns also und der Winter kann kommen: ein gutes Buch ist in einer Sommernacht vor dem Haus, zwischen den Pflanzen, mit eisgekühlter Cola, genauso angenehm zu lesen wie in einer Winternacht, in einen Sessel gekuschelt, mit einem heißen Kakao!
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