Freitag, 24. September 2010

Bindest du noch oder OB'st du schon?

Im Grunde ist es ja völlig gleich, so wie einer Kaffee und ein anderer lieber Tee trinkt, so benutzt die eine OB's, die andere lieber Binden. Ich benutze lieber OB's, aber die gibt es in Damaskus nur in wenigen Geschäften und zu exorbitanten Preisen zu kaufen. Das kann zu lustigen Situationen führen, so brachte der Freund einer Freundin für sie Tampons aus Deutschland mit. Da er als Mann aber keinen blassen Dunst von der Thematik hatte, kaufte er in der Drogerie einfach von allen Formen, Farben und Größen etwas. Das Gesicht der Verkäuferin hätte ich gern gesehen. Also finde ich mich mit Binden ab, das ist ja auch nicht weiter dramatisch. Irgendwann meinte ich mal scherzhaft, dass ich ja einen Tampon-Import eröffnen könnte, um mir eine goldene Nase zu verdienen. Mit ein bisschen Nachdenken kam ich aber schließlich darauf, dass mich ein derartiges Geschäft auf schnellstmöglichem Wege in den Konkurs führen würde.

Es ist ja nicht so, dass OB's in diesem Teil der Welt völlig unbekannt wären. Es will eben nur niemand sie benutzen. Dabei ist die teilweise durchaus als verklemmt zu bezeichnende Haltung zum eigenen Körper, die es nicht erlaubt, einen Finger in diese tabubelegte Region zu bringen (ich habe nicht darauf geachtet, ob es auch Einführhilfen zu kaufen gibt), nur das geringere Problem. Die weitaus größere Problematik liegt in der weitverbreiteten Erwartung von Jungfräulichkeit, die noch immer durch einen Blutfleck auf dem Laken in der Hochzeitsnacht erwiesen werden muss. Da muss notfalls auch nochmal der Doktor mit Nadel und Faden nachhelfen. Ein Tampon könnte nun dieses bedeutungsschwangere Stückchen Haut ja durchaus verletzen. Wie wir (also die Bravo-Generation) ja schon lange wissen, kann das Jungfernhäutchen durch alles mögliche einem frühzeitigen Ableben frönen, ohne dass irgendeine "Unzüchtigkeit" begangen werden müsste. Aber das wiederum einem Mann begreiflich zu machen, der Blut sehen will, das steht auf einem anderen Stück Papier. Ein jungfräuliches Fräulein wird sich also fein hüten, etwas anderes als Binden zu benutzen. Dementsprechend wird sich aber jedes Fräulein hüten, denn ein Tamponkauf käme in diesem Sinne ja dem Ausruf gleich: "Sieh her, ich muss mir keine Gedanken um mein Hymen machen, ich bin schon längst keine Jungfrau mehr!". Und wer würde das schon Onkel Ahmed* anvertrauen wollen? Die Zielgruppe meines Tampon-Imports wären also nur noch verheiratete Mütter, und die dürften sich in ihren jungen Jahren schon so an die Binde gewöhnt haben, dass die Nachfrage auch dort gering sein dürfte.

Ich schätze, ich brauche eine neue Geschäftsidee... vielleicht einen Glühwein- (alkoholfrei) und Brat- (Rinds-)Wurststand im Winter?

*arabisches Gegenstück zu Tante Emma

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