Mengenproblematik
Da gibt es noch etwas, das im Hinblick auf den täglichen Einkauf zu beachten ist: die Mengenproblematik. Syrer sind ja Familienmenschen, unter fünf Leute pro Haushalt kann man da kaum erwarten. Eher mehr. Wenn die jetzt für ihr Mittagessen einkaufen, kaufen die natürlich immer gleich ein paar Kilo Kartoffeln. Soviel brauchen wir aber nicht, und soviel braucht ein Singlehaushalt - ich verwette so einiges darauf, dass es dieses Wort so im Arabischen gar nicht gibt - schon gar nicht. Vor einiger Zeit wollte ich mal eine einzelne Zitrone haben. Der Verkäufer lachte und schenkte sie mir. Dann wollte ich vier Tomaten. Der Verkäufer guckte irritiert und schon hatte ich ein Kilo in der Hand. Hundert Gramm Oliven habe ich zwar bekommen, aber auch das wurde wohl für komisch befunden. Ich habe gelernt und weiß jetzt, dass man Obst und Gemüse nicht nach Stückzahl kauft, sondern nach Kilo, und unter einem halben Kilo braucht man da gar nicht erst anzufangen. Außer natürlich man will stets die eine Zitrone und eine Zwiebel geschenkt bekommen ;). Bei all den Krautbündeln ist es auch schwierig, denn wenn drei Bund Petersilie zehn Pfund kosten, und das kleinste gängige Geldstück fünf Pfund ist, wie kauft man dann ein Bund? Natürlich kann man bei dem Preis auch die drei Bund nehmen, aber dann kann man zweieinhalb davon entsorgen, und Essen wegwerfen gehört sich doch nicht.
Immerhin sind wir jetzt schon ein Zweipersonenhaushalt, und mein Mann erzählte lachend beim Alban wa-Ajban, bei dem er regelmäßig einkaufte, dass die Einhundertgrammkäse-Zeit nun endlich vorbei sei. Richtig, jetzt hat die Zweihundertgrammkäse-Zeit angefangen. Und das ist vermutlich nicht wesentlich weniger seltsam als zuvor.
mia-meine-mia - Fr Okt 15, 15:26
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