Samstag, 14. August 2010

Legislative, Exekutive, Judikative

Ein alter Freund meines Mannes ist zu Besuch, wir trinken Kaffee, naschen Kuchen und plaudern. Wie wir auf das Thema kamen, kann ich nicht mehr nachvollziehen, wie das so mit Gesprächen ist, nehmen sie tausend Wendungen und plötzlich landet man bei einem Thema, dass eigentlich keiner auf dem Tisch haben wollte.

Das ungewollte Thema dreht sich um syrische Gefängnisse. So eines kennt unser Besucher nämlich, und zwar von innen. Vor langer Zeit, also etwa fast zwanzig Jahren, hat er, wie sich das für junge Männer gehört, seinen Militärdienst geleistet. Einmal kam er aber nicht rechtzeitig zurück, es gab da wohl diverse Umstände, aber Erklärungen waren gar nicht gefragt, für die Obrigkeit stand fest: Fahnenflucht. Und so hat er eine solche "Verwahrungsanstalt" von innen kennengelernt. Einige Wochen hat man ihn da behalten, und das war keine gute Zeit - um es mal so herum auszudrücken: zumindest äußerlich sind keine Narben zurückgeblieben. Aber das Erlebte hat sich tief in seiner Seele verankert. Das merkt man, schon wie er darüber spricht, spürt man, wie aufgewühlt er nach dieser langen Zeit noch immer ist. Ich kann die Melange aus Schmerz, Wut und Ohnmacht nur erahnen und - glücklicherweise - zwar nachvollziehen, aber nicht wirklich nachempfinden.

Jeglicher Kontakt mit Vertretern des Staates macht ihn nervös, sagt er, und sei es nur der übliche Papierkram, der ab und an mal anfällt. Immer befürchtet er, für irgendetwas eingesackt zu werden. Aber er lasse sich doch nichts zu Schulden kommen, wende ich ein, warum sollten sie denn an ihm ein Interesse haben. Ja, das hätte er damals auch nicht, er hätte eine Erklärung parat gehabt, die habe aber keinen interessiert, so etwas könne also quasi unverschuldet stets und überall passieren. Im Übrigen zieht er den Hut vor meinem Mann, eine Ausländerin zu heiraten, wo die doch stets unter Verdacht stehen, Schwarzarbeit, Spionage, oben ist man halt paranoid. Und wen würden sie wohl zuerst hopsnehmen, wenn sie irgendetwas mit mir am Hut hätten? Gut, dass er nichts von meiner Bloggerei weiß, dass würde den armen Mann wohl fertig machen - schon mein Mann ist von meiner Schreiberei nicht sonderlich begeistert.

So also funktioniert ein "autoritäres Regime". Ein paar Wochen mit ein paar sadistischen Arschlöchern im Dienste der Staatsgewalt und man hat einen gebrochenen Mann, der sich sicher nichts zuschulden lassen kommen wird.

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Emilian Zacharias (Gast) - So Aug 15, 23:15

Tolle Idee

Ziemlich toll die Idee mit dieser Blogparade.
Halt eine Art Tagebuch aus dem Orient. Werde es mit großer Interesse verfolgen.

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