Ramadan III
كل عام و أنتم بخير
Nun ist er wieder vorbei, der Ramadan. Groß nach draußen gekommen, um mir das nächtliche Treiben anzuschauen bin ich nicht, stattdessen sitze ich zu Hause und ergehe mich in Sprachverwirrungen. Am ersten Tag des Id al-Fitr sind wir dann aber doch mal raus und durch den Suq Hamidiye in Richtung der Omayyadenmoschee geschlendert. Der Suq an sich ist geschlossen, ist ja schließlich Feiertag, das größte Fest des Jahres, aber für die Gattung "gemeiner Schwarzmarkthändler" ist ein Feiertag eine unschätzbare Mehreinkommensquelle und so spazieren wir vorbei an geschlossenen Ladentüren und zugleich an den reichsten Auslagen von Schmuck, Socken, Unterwäsche, Schuhen, arabischen Musikinstrumenten und was nicht noch alles. Bei der Gelegenheit wird dann mein nächstes Paar Schuhe fällig, nachdem das jüngst erworbene Paar wohl etwas nachlässig zusammengeschustert wurde und schon den Weg in die ewigen Jagdgründe angetreten hat. Diesmal für stolze 75 SP, das wird wohl auch nicht länger halten, aber bei den Preisen kann man die Schuhe ja auch alle paar Tage wechseln. Auch auf dem Platz vor der Moschee tummeln sich noch die Stände, ich gönne mir noch einen Erdbeerdrink und dann geht es durch die Altstadt zurück. Eine Gruppe volkstümlich gekleideter Männer, jeder ein Musikinstrument unter den Arm geklemmt, kommt an uns vorbei, solche Musikergruppen kann man engagieren, um bei besonderen Gelegenheiten aufzuspielen, und vermutlich sind sie während des Festes gut gebucht. Ansonsten gibt es nicht viel Feierliches auf den Straßen zu sehen, das Fastenbrechenfest ist ein recht privates Fest, bei dem die Familien sich besuchen, beschenken und essen, bis der Magen den vorangegangenen Monat verzeiht. Mangels muslimischer Bekannter oder Verwandter fehlt mir der Einblick ins Innere.
Das Fest geht drei Tage, von Freitag bis Sonntag, dann sollte man meinen, ist es vorbei, aber erst am Montag zeigt sich das Fest auch den Nicht-Muslimen lautstark, mit lautem Feuerwerk nach Einbruch der Dunkelheit, vergleichbar unserem Silvester. Diese Angewohnheit sollen sich die Muslime, ebenso wie den Lichterketten-Fassadenschmuck, in den letzten Jahren von den Christen abgeguckt haben. Nun ist es aber endlich ruhig draußen geworden (Lärm und Böllergeruch macht Kopfschmerzen). Dann bis zum nächsten Ramadan! Aber erstmal gibt's dann ja noch das Opferfest, und all die christlichen Feiertage. Man müsste allen Religionen zugehören, dann hätte man immer was zu feiern!
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