Nicht Alltägliches

Dienstag, 28. Dezember 2010

Zwischen den Jahren

Und wieder ein Weihnachten um. Eines der wenigen Weihnachten, an dem ich nicht Ente mit Rotkraut und Klößen essen konnte. Stattdessen gab es Hähnchenschnitzel mit drei Sorten Kartoffelsalat, weil die Köchinnen und Köche sich aufgrund ihrer Herkunft aus verschiedenen Regionen Deutschlands nicht einig werden konnten, wie ein Kartoffelsalat denn nun letzten Endes auszusehen habe. Geschmeckt haben sie alle, es war halt nur kein Weihnachtsessen in meinem Sinne.

Ansonsten ging es "ruhig und besinnlich" zu, nach dem Essen gab es Glühwein und Weihnachtssüßigkeiten, die von einer Mutter als Weihnachtscarepaket hergeschickt worden waren. Lebkuchen und Kokosmakronen, feine Sache, das. Das schummerige Kerzenlicht, der volle Magen und der Glühwein wirkten im Trio sehr einschläfernd und die Unterhaltungen plätscherten so vor sich hin, bis jemand eine E-Gitarre hervorzauberte und ein paar Lieder zupfte, so lange bis wir wirklich alle viel zu müde für irgendwas waren und sich das Grüppchen aufgelöst hat.

Am zweiten Weihnachtstag war ich dann nochmal bei denselben Leuten eingeladen, denn sie wollten - oh Freude - Rotkraut und Klöße kochen, aber keine Ente, weil noch so viel Schnitzel (der unbeholfene Syrer sagt hier "Schneisel") vom Heiligabend übrig war. Ach ja, das war auch ganz schön, so ein halbes Weihnachtsessen, auch wenn die Klöße nicht so richtig gelungen sind und Hähnchenschnitzel keine Gans ersetzen können. Nächstes Jahr dann eben wieder richtig.

Geschenke gab es größtenteils keine, Sachen herschicken macht ja überhaupt keinen Sinn, wenn ich die sowieso bald wieder mit zurücknehme und das Gepäck bezahlen muss. Mit dem werten Gatten war ausgemacht, nichts zu verschenken, was teuer und/oder schwer ist. Letzten Endes gab es dann nichts, aber für ihn immerhin ein paar Handschuhe, er fürchtet sich schon jetzt so vor dem Winter in Deutschland. War ja auch erst Geburtstag und bald ist Hochzeitstag, dreimal in einem Monat was verschenken ist ja auch doof, lieber einmal nix und dann im Sommer einfach mal so ne schöne Überraschung :).

So, ich hoffe, ihr alle hattet auch ein schönes Weihnachtsfest, hier geht es jetzt jedenfalls weiter, nur an Neujahr würde ich nicht zuviel erwarten, da nüchtere ich sicher den ganzen Tag vom Silvesterabend aus ;).

Freitag, 24. Dezember 2010

Frohe Weihnachten!

Plastikbaum

Montag, 20. Dezember 2010

Odyssee I

oder: Die Tücken einer internationalen Eheschließung

Ich habe Silvester 2009 geheiratet. Und zwar jemanden mit syrischer und libanesischer Staatsangehörigkeit. Ich bin Deutsche. Wir wohnen in Syrien. Wir haben im Libanon geheiratet. Dass diese Situation einiges an Papierkram mit sich bringen würde, war von vornherein klar. Aber ich hatte das Ausmaß gewaltig unterschätzt. Betrachtet mit mir den Weg von der Hochzeit bis zur Anerkennung derselbigen und der Ausstellung eines Visums für meinen Mann:*


Teil 1: Wie heiratet man einen Ausländer?

So, die Entscheidung ist gefallen: der Mann soll es sein. Aber wie stellen wir das nun an mit dem Heiraten? Es soll im Libanon sein, aber ich habe mich vor dieser Entscheidung schonmal auf der Webseite der deutschen Botschaft in Damaskus schlau gemacht, was man so alles braucht an Papieren, um legal heiraten zu können. Da hab ich aber auch gleich mit den Ohren geschlackert. Geburtsurkunde, Meldebescheinigung mit Religionszugehörigkeit, Ehefähigkeitszeugnis (was zur Hölle ist das überhaupt?) und dafür wiederum diverse Papiere des zukünftigen Gatten. Na das ist ja mal ein Anfang. Mal gucken, ob das im Libanon irgendwie anders (besser!) ist, aber auf der Seite der deutschen Botschaft im Libanon wiederum finde ich keine Angaben. Also rufe ich an. Man sagt mir, ich brauche eine Bescheinigung, dass ich ledig bin, z.B. die Meldebescheinigung des Wohnortes und eine Bescheinigung über meine Religionszugehörigkeit, am besten von der Kirche, aber dieses Ehefähigkeitsdingens bräuchte ich nicht.

Hey, das ist doch schonmal ein Fortschritt, ich freue mich und mache mich daran, diese Papiere zu organisieren. Klappt auch ganz einwandfrei, der Pastor stellt bereitwillig (und kostenlos! - wie ungewöhnlich kirchliche Großzügigkeit sein kann, sehen wir in einem späteren Teil...) eine Taufbescheinigung aus und die Meldebehörde macht auch keine Probleme, die Bescheinigung aus der Ferne auszustellen. Dann noch das ganze über DHL nach Damaskus gewuppt - für schlappe 60€ für die beiden Blätter Papier, dafür aber mit 48-Stunden-Versand. Trotzdem teuer. Naja, dann noch schnell übersetzen - wie erklärt man am besten, was eine Konfirmation ist, wenn der Übersetzer das nicht weiß und es sowas in den mittelöstlichen Kirchen nicht gibt? Und wenn er es dann irgendwie verstanden hat, wie übersetzt man ein Wort, das es im Arabischen so ja gar nicht gibt? Nun, er findet dann noch eine logische Formulierung, ich glaube er schrieb so etwas wie "Mia wurde am xx.xx.xxxx getauft und bekräftigte ihren Glauben im Jahr xxxx."

Nun kann also geheiratet werden. Und ich bin stolz wie Oskar, das mit den Papieren so ordentlich geregelt zu haben. Aber da wusste ich ja auch noch nicht, dass ich bislang nur einen kurzen Blick auf die Spitze des Eisbergs geworfen habe und das Papierkriegsmonster noch hämisch kichernd in der Ecke sitzt, bereit, bald zuzuschlagen...


*Mit der Ausstellung des Visums nach fast genau einem Jahr betrachte ich diese Episode als abgeschlossen, aber natürlich geht der Spaß mit Papieren in Deutschland noch weiter...

Montag, 13. Dezember 2010

Schnee in Damaskus - Der Beweis

Alle reden vom Wetter, auch Herr Gawhary und auch ich. Dort ist aber noch ein Link auf ein "Schnee in Damaskus" - Video, das hier zwar nicht lädt, aber vielleicht ja bei euch. Aber ich habe zumindest den fotografischen Beweis :)

Schnee in Damaskus I

Schnee in Damaskus III

Schnee in Damaskus II

Sonntag, 12. Dezember 2010

Schnee

Seit gestern morgen regnet es ununterbrochen, außerdem stürmt es und das "Wellplastik" auf dem Dach des Nachbarn klappert dazu sein nervtötendes Lied. Irgendwann nachts mal mit den Nachbarn telefoniert, ob sie gedenken, das Plastik irgendwie so zu befestigen, dass sie nicht die ganze Straße damit terrorisieren: "Wie, was, nö, das haben wir gar nicht gehört." Haben die Tomaten in den Ohren oder was?

Und es regnet immer weiter, also jetzt schon seit geschätzten dreißig Stunden, und das ist ja auch toll, Wasser kann man hier doch gut gebrauchen. Und nun... tada! ist Schnee daraus geworden. Tatsächlich. Unfassbar. Ich bin in meinem roten Über-Bademantel nach unten über die Außentreppe und sehe unten dann schon rot-weiß wie der Weihnachtsmann aus. Zum Glück bin ich nicht hingefallen, die Treppe ist fürchterlich rutschig, und vor ein paar Tagen erst hab ich mich wieder mal auf den Hintern gesetzt und den Arm angeschrammt. Jetzt bin ich vorsichtig, bei dem Wetter doppelt. Der Schnee also, größtenteils schmilzt er gleich wieder, aber ein bisschen bleibt sogar liegen, das wirkt so richtig unglaubwürdig. In Damaskus schneit es eigentlich auch im Winter nicht, vielleicht alle paar Jahre mal ein bisschen. Dass ich das noch erleben darf... Zeit den Plastikweihnachtsbaum aus dem Kabuff zu holen und 'O Tannenbaum' zu singen. Spekulatius wären auch gut. Naja, ein andermal...

Dienstag, 7. Dezember 2010

Sana Hijriya Saida

... oder: Frohes Neues Jahr! Wir schreiben jetzt den 1. Muharram 1432. Details über die Islamische Zeitrechnung und die kalenderrelavante Hijra kann sich hier anschauen, wer mag. Auch wenn bei Wikipedia steht, dass das islamische Neujahr kein offizieller Feiertag sei, stimmt das für Syrien nicht. Die Straßen waren heute morgen wie leergefegt - eine glückliche Fügung, da wir heute Morgen etwas spät aus dem Haus sind und im üblichen Berufsverkehr bestimmt zu spät zu unserem Termin gekommen wären. Die gesetzlichen Feiertage in Syrien findet man übrigens hier.

Samstag, 27. November 2010

Nachträglich zum Opferfest

Neulich erst war ja Opferfest, Id al-Adha, eins der beiden großen muslimischen Feste. Viel Einblick bekomme ich ja leider nicht, wir kennen nicht sehr viele Muslime, und meinen Mann interessiert sich auch nicht gerade besonders für einen kulturwissenschaftlichen Blick auf muslimisches Feiertagsgebaren. Im Suq Hamidiye wird, wie schon beim Fastenbrechenfest, abends das volle Schwarzmarktregister gezogen. Am Straßenrand auf der Straße in Richtung Altstadt tummeln sich ungezählte Schafe, die Vermutung ist nicht gewagt, dass ihnen kein besonders langes Leben mehr bevorstehen wird. Sonst gibt es draußen nichts vom Fest zu sehen. Einige Tage nach dem Fest dann aber doch noch etwas: zu Fuß auf dem Weg nach Hause lauschen wir lauter Musik, Trommeln und Trompeten, wir biegen in die entsprechende Straße ein und sehen die feiernden Menschen vor einem geschmückten Hauseingang. Hochzeit? Nein, gefeiert wird die Rückkehr eines "Hadschi", jemand, der in diesem Jahr die Pilgerfahrt nach Mekka unternommen hat, die ja stets am Id al-Adha stattfindet. Eine interessante Innenansicht der diesjährigen Hadsch bietet DW-Reporter Ali al-Makhlafi in seinem Reisetagebuch.

Allen Muslimen nachträglich ein gesegnetes Opferfest, Id mubarak, und sorry für die Verspätung ;)

Dienstag, 9. November 2010

And the winner is...

... Syrien!

Das syrische Team "Al-Ittihad" (Die Einheit) gewinnt den AFC Cup 2010. Nach 120 Minuten, Spielstand 1:1, besiegte Syrien Kuwait im Elfmeterschießen und wird somit Asienmeister.

Montag, 1. November 2010

Aleppinische Taxen

Was aber mal definitiv über Aleppo gesagt werden muss, ist, dass es meine Meinung über syrische Taxifahrer relativiert hat und ich jetzt nur noch damaszener Taxifahrer für die absoluten Vollhorste halte. Was die so alles bringen, kann man hier ja mehrfach nachlesen.

Aleppinische Taxifahrer aber, die scheinen von einem anderen Schlag zu sein, bei dem Unterschied müsste man eigentlich sagen: eine andere Spezies, eine nicht für möglich gehaltene Lebensform, so wie Leben auf Schwefel- oder gar Siliziumbasis. Nämlich (Trommelwirbel): sie sind ehrlich! Ja gibt es denn sowas? Ehrliche Taxifahrer. In Syrien. Mein Weltbild rotiert. Und das war keine Ausnahme. Die waren alle so. Und auch wie praktisch das alles durchdacht und organisiert ist: Auf dem Dach haben die 'ne rote und 'ne grüne Lampe, so dass man nicht aus der Ferne angestrengt versuchen muss zu erkennen, ob da jetzt schon wer drin sitzt oder nicht. Setzt man sich ins Taxi, ist das Taxameter stets an und steht auf Startpreis (nur vier Pfund, nicht fünf fünfzig wie in Damaskus). Man fährt, hoffentlich dummschwätzfrei (da immer mein Mann dabei war, dessen Anwesenheit auf hormonüberschussgesteuerte Männchen wie eine kalte Dusche wirkt, kann ich für diese Eigenschaft nicht garantieren) und bezahlt am Ziel, wie üblich, Taxameterpreis plus etwa zehn Prozent. Keiner beklagt sich! Alle nicken freundlich, wenn man "Genug?" fragt, keiner fängt Diskussionen an, warum gerade ihm jetzt anderthalb Taxameter zustehen, keiner verweist auf fehlendes Wechselgeld, nein, alles iiiiiisy. Sogar als Service soll man die Taxen benutzen können. Das ist zwar nicht von mir praxiserprobt, soll aber so funktionieren: man hält ein Taxi an, sagt man möchte hier- oder dorthin fahren, als Service. Dann bezahlt man nur sieben Pfund und der Fahrer sammelt unterwegs möglichst viele Leute ein, die auch dorthin wollen. Klingt praktisch! Kann mal bitte jemand die aleppinischen Taxifahrer nach Damaskus bringen?

Nur einen Nachteil hat das Ganze... bei so stressfreiem Taxi fahren wollen das natürlich alle und es ist oft echt ganz schön schwierig, überhaupt eines zu bekommen.

Die Aleppo-Ennealogie
Aleppo. Die Touri-Tour II
Aleppo. Die Touri-Tour I
Eine syrische Braut II
Eine syrische Braut
Ein merkwürdiger Besuch
Auf Hotelsuche
Aleppinische Wasserspiele
Eine Zugfahrt, die ist lustig

Freitag, 29. Oktober 2010

Verwirrung

Heute Nacht war Zeitumstellung. Von zwölf Uhr Mitternacht zurück auf elf Uhr abends. Jetzt ist es hier für ein paar Tage genauso spät wie in Deutschland. Und jetzt verstehe ich auch, wieso das bei uns zwischen zwei und drei Uhr morgens gehandhabt wird. Das ist schließlich alles schon verwirrend genug, und wenn sich dann auch noch beim Zeitumstellen das Datum verändert, dann ist Verwirrung im Handy garantiert, denn dann muss man nicht nur die eine Stunde, sondern die eine Stunde, den einen Tag und am/pm umstellen. Bei Twoday herrscht auch Verwirrung, hier wird mir eine Stunde zuviel angerechnet, die ich manuell zurückstellen muss. Wer hat sich diesen ganzen Murks bloß ausgedacht? Wenn wir jetzt sowieso alle nur noch Energiesparlampen haben dürfen, braucht doch keiner mehr diese Daylight Saving Time, kann man das nicht mal bitte wieder abschaffen?

Um alles speziell für Syrien noch zu verkomplizieren, weiß die Weltzeituhr folgendes:

Die Sommerzeitregelung in Syrien ändert sich häufiger, um Konflikte der Zeitumstellung mit dem islamischen Fastenmonat Ramadan, dessen Zeitraum auf dem islamischen Mondkalender basiert, zu vermeiden.

Na, da soll mal einer durchblicken!

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