Samstag, 27. November 2010

Rafik Schami - Die dunkle Seite der Liebe

Ein nicht wenige Seiten starkes Werk von Rafik Schami:

Die dunkle Seite der Liebe

Worum geht es in diesem Buch? Der Klappentext spricht von einem Toten, einem Kommissar, einer Blutfehde, einer verbotenen Liebe. Geht es also um einen Mordfall, ein Krimi? Ganz definitiv nein. Der Mordfall hält her als Rahmenhandlung, die auf den ersten und letzten Seiten des Buches auftaucht, doch auf den 800 Seiten dazwischen wird das Leben in Syrien in einem ganzen Jahrhundert aufgefächert: Liebe und Hass, Lust, Intrigen, Politik, Dorf und Stadt. Es gibt das "Buch der Liebe", das "Buch des Lachens", das "Buch der Hölle" und weitere mehr.

Wir verfolgen das Leben zweier arabischer Clans in einem syrischen Dort am Anfang des 20. Jahrhunderts. Nach und nach kristallisieren sich zwei Sprößlinge als Hauptcharaktere heraus: Farid Muschtak und Rana Schahin, die verbotene Liebe, in der klassischen Romeo und Julia-Konstellation mit verfeindeten Familien. Wir verfolgen weiterhin Farids Leben in Damaskus, wobei der Autor, seit Jahrzehnten im Exil und stets mit der Sehnsucht nach Damaskus im Herzen, nicht umhin kann, ein Potpourri der Altstadt, ihrer Gassen und ihrer Bewohner, zum Besten zu geben. Wir verfolgen Ranas unglückliche Ehe und Farids unglückliche Verstrickungen in die Politik. Die "Bücher der Hölle" sind schwere Kost, speziell wenn man einen persönlichen Bezug zu syrischen Gefängnissen mit sich trägt. Doch auch diese Zeiten gehen vorüber, Putsche folgen schneller aufeinander, als die Syrer hinterherkommen können. Was aus den Liebenden wird und was es mit dem Mord auf sich hat, das sei hier dezent verschwiegen.

Insgesamt finde ich das Werk großartig, soviele Geschichten, soviel Geschichte, ein Blick in "die" syrische Seele, in dem man sich verlieren kann. Allerdings finde ich es ungeschickt, das Buch vom Klappentext her als Krimi aufzumachen, und überhaupt hätte es dieser einen Geschichte gar nicht bedurft. Einfach einhundert Jahre nacheinander wegerzählen, die Geschichte ihre Wirkung entfalten lassen... das hätte mir persönlich wesentlich besser gefallen als dieser das Buch einklammernde Krimi-Handlungsfetzen. Und bei aller Begeisterung für Damaskus hätte es nicht geschadet, hier mal ein paar Seiten rauszukürzen. Wie toll und wunderbar Schami sein Damaskus findet, das muss ja nicht in jedem Buch dargelegt werden, ich glaube es ihm ja :). Trotzdem: 5 Sterne! Bei Interesse für Syrien, für arabische Geschichte, für das Drama der Liebe in den Fesseln, die die Araber ihr leider so oft anlegen - lesen! Bei Interesse an einem kurzweiligen Krimi - falsches Regal.

5 Sterne

At the Hijaz Station

Der Hijazbahnhof in Damaskus

Linktipps VIII

Interview mit Itamar Rabinovich, israelischer Diplomat und Syrien-Experte

Südafrikanische Bürokratie (klingt, als hätten sich die Syrer dort eine Scheibe abgeschnitten - oder andersherum?)


Über 90% der Afghanen haben noch nichts von 9/11 gehört

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Nachträglich zum Opferfest

Neulich erst war ja Opferfest, Id al-Adha, eins der beiden großen muslimischen Feste. Viel Einblick bekomme ich ja leider nicht, wir kennen nicht sehr viele Muslime, und meinen Mann interessiert sich auch nicht gerade besonders für einen kulturwissenschaftlichen Blick auf muslimisches Feiertagsgebaren. Im Suq Hamidiye wird, wie schon beim Fastenbrechenfest, abends das volle Schwarzmarktregister gezogen. Am Straßenrand auf der Straße in Richtung Altstadt tummeln sich ungezählte Schafe, die Vermutung ist nicht gewagt, dass ihnen kein besonders langes Leben mehr bevorstehen wird. Sonst gibt es draußen nichts vom Fest zu sehen. Einige Tage nach dem Fest dann aber doch noch etwas: zu Fuß auf dem Weg nach Hause lauschen wir lauter Musik, Trommeln und Trompeten, wir biegen in die entsprechende Straße ein und sehen die feiernden Menschen vor einem geschmückten Hauseingang. Hochzeit? Nein, gefeiert wird die Rückkehr eines "Hadschi", jemand, der in diesem Jahr die Pilgerfahrt nach Mekka unternommen hat, die ja stets am Id al-Adha stattfindet. Eine interessante Innenansicht der diesjährigen Hadsch bietet DW-Reporter Ali al-Makhlafi in seinem Reisetagebuch.

Allen Muslimen nachträglich ein gesegnetes Opferfest, Id mubarak, und sorry für die Verspätung ;)

Lebendig!

Jetzt muss ich mich erstmal für meine lange Abwesenheit entschuldigen. Es geht mir gut, es ging mir die letzten beiden Wochen gut, der Himmel ist mir nicht auf den Kopf gefallen und ich habe mir auch nicht beide Arme gebrochen. Beklagenswerterweise trafen aber drei andere Umstände zusammen, die mich am Schreiben hinderten. Erstens, es ist NICHTS passiert. Warum sollte ich euch erzählen, wie ich aufstehe, Kaffee koche, vorm Rechner hänge, und nach einem unspektakulären Tag wieder ins Bett gehe? Nun gut, es gab da noch ein paar aufgeschobene Sachen, die ich stattdessen hätte schreiben können, aber da tritt Problem Nummer zwei auf den Plan: akute Schreibfaulheit. Ich hatte einfach keine Lust. So. Aber jetzt gehts ja weiter. Vor allem, da auch Hinderungsgrund Nummer drei aus der Welt ist: ich habe mich zwei Wochen durch Thomas Manns "Zauberberg" gekämpft. Das hat mein tägliches geistiges Potenzial so rundweg aufgebraucht, dass ich danach für keine Texterei mehr zu haben war. Also ehrlich, ich kann Mann ja nicht schlecht machen, die "Buddenbrooks" waren super, und der "Zauberberg" wird es wohl auch sein, aber ich gestehe meine eigene intellektuelle Unzulänglichkeit dem Werk gegenüber ein. Ich werd wohl noch Königs Erläuterungen nachschieben müssen...

So, jetzt geht es hier aber weiter!

Watching The Wheels

... in Damaskus

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