Sonntag, 24. Oktober 2010

Küchen-Katzen

Küchen-Katzen I

Küchen-Katzen II

Küchen-Katzen III

Küchen-Katzen IV

Das sind Itzy, Bitzy, Freckles und Frockles, im Alter von wenigen Wochen und circa vier bis fünf Monaten, sowie ihre Eltern.

Eigentlich wollte ich ja erst gar nichts über diese Miezen schreiben und Katzencontent vermeiden. Aber mittlerweile sind diese Biester so omnipräsent in meinem Alltag geworden, da muss ich doch mal ihre Geschichte erzählen...

Es begab sich aber zu der Zeit, als der April dem Mai wich, da suchte eine damaszener Straßenkatze nach einem Platz, um ihre Jungen zu gebären. Sie hatte es nicht leicht, denn die damaszener Menschen mochten Katzen nicht besonders, die Kinder ärgerten sie und die Erwachsenen verscheuchten sie, wenn sie auf der Suche nach ein wenig Nahrung ihren Müll durchwühlte. Schließlich fand sie einen Platz, der etwas Ruhe versprach, eine kaum genutzte Küche in einem alten Haus, die voller Plunder und Gerümpel war und herrliche Versteckmöglichkeiten bot. Selbst wenn einmal ein Mensch hier herein käme, dort oben, in die hinterste Ecke des Vorsprungs, hinter lauter Kisten und Kram würde er nicht so leicht kommen können, vielleicht würde er sie nicht einmal entdecken. Der Plan der Straßenkatze ging auf. Sie brachte ihre Kinder ungestört von menschlichen Störenfrieden zur Welt. Leider jedoch war das Leben außerhalb ihres geschützten Kindbettes nicht besser geworden und es war schwer, für die vier Racker, die sie geboren hatte, genug zu essen zu finden. Das klägliche Miauen der hungrigen Babykatzen rief dann auch natürlich die Menschen in diesem Haus auf den Plan. Was die Straßenkatze bis dahin nicht gewusst hatte: sie hatte, indem sie dieses Haus auserwählte, die beste aller möglichen Optionen gewählt, denn hier lebte eine junge Frau, die angesichts einer Katze sofort in Verzückung geriet und nie im Leben einer Mieze, geschweige denn ein paar hilflosen, kläglich maunzenden, mit halbgeschlossenen Augen in die Welt blinzelnden Katzenbabys irgendeinen Schaden zugefügt hätte, nein im Gegenteil, sie nahm sich sofort ihrer an. Die Straßenkatze misstraute ihr zutiefst, ein netter Mensch, das war in etwa eine so sinnvolle Wortkombination wie eine gehorsame Katze. Aber die Frau stellte jeden Tag einen Teller mit Essen in die Küche, nachdem erste Annäherungsversuche mit einem sehr deutlichen Fauchen beantwortet worden waren, und dazu konnte die Straßenkatze nun wirklich nicht nein sagen...

Nach einigen Wochen waren ihre Kleinen nicht mehr ganz so klein und die Straßenkatze entschloss sich, sie ein wenig in die große weite Welt einzuführen. Noch immer misstraute sie der Frau, aber bislang war ja alles gut gegangen mit ihr, und so nahm sie die Kinder mit in den ersten Stock, denn sie waren jetzt schon groß genug, die Treppe alleine zu erklettern. Dort standen vor der Wohnungstür ein paar große Blumenkübel, die bestens zum Schlafen geeignet waren. Die Kleinen bewunderten diese neue Welt, in der die Sonne schien, aber diesen beiden Menschen, die da andauernd an ihnen vorbeikamen, aus der Wohnung kamen oder hineingingen, denen trauten auch sie nicht. Die Mutter hatte ihr Misstrauen gegen Menschen ihnen gegenüber deutlich gemacht. Immer wenn einer dieser Menschen ihnen zu nahe kam, sie sogar anfassen wollte, fauchten sie und dann lachten die Menschen. Denn ihr kleines Kinderfauchen war nun so gar nicht bedrohlich und bedurfte noch einiger Übung.

Drei von den Kleinen hatte die Straßenkatze hier hoch gebracht, aber irgendwann entdeckte die Frau, dass immer noch ein Kätzchen unten in der Küche war, ganz klein, noch immer die Augen halb geschlossen, krähte es lauthals nach der Mutter, nach Futter, nach Aufmerksamkeit. Die Straßenkatze hatte es hier unten gelassen, denn es war noch zu klein, um die Treppen selbst zu erklettern. Vielleicht hätte das Kätzchen nicht überlebt, denn die Mutter musste schon all ihre Reserven für die anderen drei verwenden, aber die Frau gab dem Kleinen Milch und Wurststückchen, und nach ein paar Tagen kletterte sie gar dort hinauf, holte das Kleine und brachte es nach oben zu seiner Familie. Dort vor der Wohnungstür der seltsamen Frau - und dem seltsamen Mann gleichermaßen - blieben die fünf in der nächsten Zeit, sie bekamen jeden Tag Milch, Brot und Wurst, manchmal auch noch tollere Leckereien, die die Menschen selbst nicht aufgegessen hatten, sie bekamen sogar eine Plastikwanne mit einem alten Pullover darin zum Schlafen und einen Faden mit einem Aluminiumball daran zum Spielen. Alle entwickelten sich prächtig, selbst der kleine Nachzügler, der es fast nicht geschafft hätte. Die Annäherungsversuche der Menschen waren den Kindern immer noch unheimlich, die Mutter ließ sowieso niemanden an sich heran. Aber als ihre Kleinen sich langsam an die Menschen gewöhnten, in deren Wohnung gingen, sich streicheln und irgendwann sogar hochheben ließen, da akzeptierte sie das, legte sich aber in die geöffnete Wohnungstür und hielt ein bisschen Wache. Man wusste ja nie...

So ging es die nächsten Monate, die Kleinen wurden immer zutraulicher - nur eines von ihnen schlug nach der Art der Mutter und ließ sich kaum anfassen, aber auf das Essen wollte auch dies nicht verzichten. Die Mutter hingegen kam immer seltener vorbei, schließlich kam sie nur noch alle paar Tage, weil die Frau ihr immer etwas zu essen gab, das sie jetzt schon gegen ihre eigenen Kinder verteidigen musste. Die Vier hingegen beschlossen, bei der netten Frau und dem fast genauso netten Mann zu bleiben, jeden Morgen standen sie schon vor der Tür und maunzten, sobald sie die ersten Geräusche im Innern hörten, sie ließen sich füttern, streicheln (bis auf den einen Einzelgänger), sie spielten und balgten. Abends mochten sie gar nicht raus, aber da blieben die Menschen hart. Im gleichen Bett schlafen, soweit kommt es noch. Die Frau hätte sie bestimmt sogar gelassen, aber der Mann mochte keine Katzenhaare, und Dreck von schmutzigen Katzenfüßen in seinem Bett. Tagsüber aber schmusten die drei (Nummer Vier mochte ja nicht) auf Teufel komm raus mit den Menschen, ganz besonders das Kätzchen, dass wohl nur dank dieser Menschen überlebt hatte. Irgendwann erwachte der Geschlechtstrieb und die Vier bestiegen sich gegenseitig, was aber nur Trockenübungen sein konnten, hatte doch die Straßenkatze es fertiggebracht, tatsächlich vier Jungen und kein einziges Mädchen auf die Welt zu bringen. Einer aber hing dieser Entwicklung etwas hinterher, er versuchte stattdessen, bei seinen Geschwistern zu trinken, was zwar genauso zum Scheitern verurteilt sein musste, aber ihn ebensowenig davon abhielt, es fortzuführen. Zwei von ihnen wurden einmal vergiftet, nach dem sie eine ebenfalls vergiftete Kakerlake gefuttert hatten, aber die Frau und der Mann kümmerten sich auch dann um sie, und nach einem Tag wankten sie nicht mehr halb betäubt umherfallend durch die Gegend...

Viele weitere Geschichten zum Erzählen haben die vier Racker der Frau schon beschert. Aber die Frau fragt sich, was sie nur mit diesen anhänglichen Schmusern machen soll, wenn sie bald von hier fortgeht. Sie mag zwar die Kleinen, aber etwas mehr harte Wirklichkeit täte den Kleinen wohl doch ganz gut, wenn sie sich irgendwann selbst als Straßenkater behaupten sollen. Hätte sie die Grenze beim Futter rausstellen ziehen sollen und die Vier niemals in die Wohnung und auf ihren Schoß lassen? Oder ist es gut, dass sie wenigstens eine Zeit lang ein nettes Heim hatten, wie auch immer es in der Zukunft für sie aussehen mag?

Dieser Beitrag nimmt am ShopChop-Gewinnspiel und am MaunzBlog-Gewinnspiel Teil. Wenn ihr auch was für eure Stubentiger gewinnen wollt,schaut dort mal vorbei! Ich rechne nicht damit, etwas zu gewinnen und "meine" syrischen Fellnasen hätten auch nichts von dem Gewinn, aber ich habe auch zwei Katzen in Deutschland, die im Moment bei meiner Mutter verweilen. Es wär also nicht vergebens ;)

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Grashopper (Gast) - So Okt 24, 01:06

Schöne

Geschichte! Musste über diese knuddligen Haufen lachen, wie putzig sie alle beieinander sitzen.

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