Odyssee I
oder: Die Tücken einer internationalen Eheschließung
Ich habe Silvester 2009 geheiratet. Und zwar jemanden mit syrischer und libanesischer Staatsangehörigkeit. Ich bin Deutsche. Wir wohnen in Syrien. Wir haben im Libanon geheiratet. Dass diese Situation einiges an Papierkram mit sich bringen würde, war von vornherein klar. Aber ich hatte das Ausmaß gewaltig unterschätzt. Betrachtet mit mir den Weg von der Hochzeit bis zur Anerkennung derselbigen und der Ausstellung eines Visums für meinen Mann:*
Teil 1: Wie heiratet man einen Ausländer?
So, die Entscheidung ist gefallen: der Mann soll es sein. Aber wie stellen wir das nun an mit dem Heiraten? Es soll im Libanon sein, aber ich habe mich vor dieser Entscheidung schonmal auf der Webseite der deutschen Botschaft in Damaskus schlau gemacht, was man so alles braucht an Papieren, um legal heiraten zu können. Da hab ich aber auch gleich mit den Ohren geschlackert. Geburtsurkunde, Meldebescheinigung mit Religionszugehörigkeit, Ehefähigkeitszeugnis (was zur Hölle ist das überhaupt?) und dafür wiederum diverse Papiere des zukünftigen Gatten. Na das ist ja mal ein Anfang. Mal gucken, ob das im Libanon irgendwie anders (besser!) ist, aber auf der Seite der deutschen Botschaft im Libanon wiederum finde ich keine Angaben. Also rufe ich an. Man sagt mir, ich brauche eine Bescheinigung, dass ich ledig bin, z.B. die Meldebescheinigung des Wohnortes und eine Bescheinigung über meine Religionszugehörigkeit, am besten von der Kirche, aber dieses Ehefähigkeitsdingens bräuchte ich nicht.
Hey, das ist doch schonmal ein Fortschritt, ich freue mich und mache mich daran, diese Papiere zu organisieren. Klappt auch ganz einwandfrei, der Pastor stellt bereitwillig (und kostenlos! - wie ungewöhnlich kirchliche Großzügigkeit sein kann, sehen wir in einem späteren Teil...) eine Taufbescheinigung aus und die Meldebehörde macht auch keine Probleme, die Bescheinigung aus der Ferne auszustellen. Dann noch das ganze über DHL nach Damaskus gewuppt - für schlappe 60€ für die beiden Blätter Papier, dafür aber mit 48-Stunden-Versand. Trotzdem teuer. Naja, dann noch schnell übersetzen - wie erklärt man am besten, was eine Konfirmation ist, wenn der Übersetzer das nicht weiß und es sowas in den mittelöstlichen Kirchen nicht gibt? Und wenn er es dann irgendwie verstanden hat, wie übersetzt man ein Wort, das es im Arabischen so ja gar nicht gibt? Nun, er findet dann noch eine logische Formulierung, ich glaube er schrieb so etwas wie "Mia wurde am xx.xx.xxxx getauft und bekräftigte ihren Glauben im Jahr xxxx."
Nun kann also geheiratet werden. Und ich bin stolz wie Oskar, das mit den Papieren so ordentlich geregelt zu haben. Aber da wusste ich ja auch noch nicht, dass ich bislang nur einen kurzen Blick auf die Spitze des Eisbergs geworfen habe und das Papierkriegsmonster noch hämisch kichernd in der Ecke sitzt, bereit, bald zuzuschlagen...
*Mit der Ausstellung des Visums nach fast genau einem Jahr betrachte ich diese Episode als abgeschlossen, aber natürlich geht der Spaß mit Papieren in Deutschland noch weiter...
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