Uriges Kneipchen
So wandern wir weiter die Gerade Straße entlang, als mein Blick in ein kleines Lädchen fällt, hätten nicht ein paar Raucher vor der Tür gestanden, hätte ich es sicher übersehen, so winzig ist es. Drei Tische, ein Tresen, alles auf ein paar Quadratmeter gequetscht. Der Wirt macht schnell einen Tisch für uns frei, die dort Sitzenden waren wohl keine zahlenden Gäste, sondern Bekannte von ihm. Was soll ich sagen? Ich bin froh, dass man uns aus der anderen Bar hinausgeworfen hat. Diese Kneipe ist so schnuckelig, richtig urig, die packe ich in meinen Koffer und bringe sie mit nach Deutschland. Tische aus knorrigem dunklen Holz, die Wände behängt mit allerlei Bildern - Plattencover von Fleetwood Mac, Romeo und Julia (auf russisch), Beethoven. Alte Schwarz-Weiß-Fotografien von mir unbekannten Menschen. Ein gerahmtes BIld von einem alten Mann, den ich aus mir selbst unerfindlichen Gründen als Friesen einstufen würde. Dazu ein bisschen Plunder, Holzbestecke, eine Lichterkette, Gläser, ein englischer Zettel "10 reasons why beer is better than women" - sehr charmant in der Gesamtwirkung. Ein Arabisch beschriftetes Schild hängt dort, ich verstehe es nicht und frage meinen Mann. Aber auch der wird daraus nicht schlau, also fragen wir den Wirt. Aber auch der weiß nichts genaues! Gäste haben das Schild aufgehängt. Der Text ergibt keinen Sinn und manche Wörter gibt es anscheinend entweder gar nicht oder sie sind falsch geschrieben. "Prinzessin der Nacht" der Anfang, "ich bleibe Deutsch" das Ende - hmm... Leser, die des Arabischen mächtig sind, sind herzlich zu Deutungsversuchen eingeladen. Es gibt Spirituosen aller Art, auch wenn der Wirt keinen Jack Daniels kennt. Englisch kann er auch nicht, aber das ergänzt nur den urigen Charakter der Kneipe und macht auch sonst nichts, Whisky "Aswad" (Schwarz) versteht er. Einen Deckel gibt es hier nicht, er schreibt unseren "Deckel" in eine dicke, abgegriffene Kladde, die auf dem Tresen liegt. Zwei kleine Minuspunkte gibt es dann doch noch: die Musik ist hier ebenfalls nicht berauschend und die Toilette ist so eng, dass man, will man den Toilettendeckel nicht berühren (und nein, das will man wirklich nicht), halbstehend, die Knie gegen die (nicht abschließbare) Tür gedrückt kauern muss. Und die Spülung geht auch nicht. Mist.
Dennoch, der Gesamteindruck ist super und eins ist klar: ich komme wieder!
Das Verbotsschild auf dem zweiten Foto zeigt, keine Pfeifen oder Zigarren, und was ist da noch?
Das kann ich leider nicht richtig erkennen.
Ist das eine Wasserpfeife und ein AK47?
Ansonsten klingt das nach einem schönen Ort, um gepflegt mal zu versacken. :-)
Oh welch seelige Stunden
Schizophrenie der Altstadt
Es ließen sich noch viele weitere Anekdoten erzählen, von denen die meisten in ähnlicher Form dir wahrscheinlich auch schon passiert sind.
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