Brotzeit: Ein Sandwich mit Wurst und Paprika. Eigentlich gibt's ja meistens grüne Paprika, aber diesmal haben wir nur rote - weil ich auf den Einkaufszettel nur "rote Paprika" geschrieben und das "Gewürz" vergessen habe, das ich eigentlich haben wollte, hat unser 'Junge für alles' eben genau das mitgebracht: rote Paprika. Haben wir auch schon mehrmals von gegessen und sie war sehr lecker, schön süß. Diesmal aber schiebt mein Mann die Paprika beiseite und meint: "Viel zu scharf!". "Hm", mache ich, und kratze mich an der Nase. Denken tue ich: Der stellt sich wieder an, bisher war die ihm auch nicht zu scharf, und überhaupt, mehr als ein Scoville kann er ja sowieso nicht ab ohne zu jammern. Meine Nase fühlt sich ein bisschen komisch an, also kratze ich sie grad nochmal. Langsam breitet sich ein seltsames Gefühl unterhalb meiner Nasenflügel aus, was ist denn da nur los? In den nächsten zehn Sekunden verwandelt sich dieses undefinierbare Gefühl in ein höllisches Brennen und mein Mann guckt mich an, als wäre mir der Beelzebub in die Glieder gefahren, als ich aufspringe und schwer atmend zum Waschbecken stürze. Ich hab's kapiert: diese Paprika war tatsächlich anders als die anderen, da hat sich ein Exemplar in die Einkaufstüte verirrt, das lieber eine Peperoni geworden wäre. Und diese feurige Essenz, die ja noch an meinen Hände bappt, habe ich gerade intensiv auf dem empfindlichen Stückchen Haut zwischen Nase und Oberlippe verrieben.
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhh!
Wasser hilft natürlich überhaupt nicht und so versuche ich mich erst mit einer Anti-Sonnenbrandcreme, weil mir grad nichts besseres einfällt, aber auch das lindert das Brennen mitten in meinem Gesicht kein bisschen. Als nächstes kommt Olivenöl dran, Schärfe ist ja fettlöslich und nicht wasserlöslich, das ist mir inzwischen wieder eingefallen. Es wird zwar besser aber nur marginal. Die nächsten Viertelstunde habe ich also Olivenöl unter der Nase und presse außerdem einen in ein Küchentuch gewickelten Eiswürfel gegen den Brandherd. Mein einziger Trost ist, dass es, wenn es erstmal vorüber ist, eine gute Anekdote abgeben wird. Anekdoten zeichnen sich ja oftmals dadurch aus, dass sie zum Zeitpunkt des Entstehens überhaupt nicht lustig waren. Mein Mann tröstet mich, indem er mich daran erinnert, dass es noch ungünstigere Stellen gegeben hätte, sich zu kratzen. Das sei ihm als kleiner Junge tatsächlich mal passiert, als er der Mutter in der Küche geholfen hat, Paprikapaste herzustellen und dann auf Toilette gehen musste. Noch so eine Anekdote, die er an jenem Tage bestimmt alles andere als lustig gefunden hatte...
Es ging dann irgendwann wieder, aber die restlichen Paprika werde ich behandeln, als wären sie biologische Kampfstoffe, mit Handschuhen und Schutzbrille!
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