Suleman Taufiq - Mondtheater
Im Gegensatz zu Adel Karasholi ist die Erfahrung von Fremde und Heimatlosigkeit nur ein Randthema, denn im Gegensatz zu Karasholi hat sich Taufiq freiwillig für das Leben in Deutschland entschieden. Die Themen variieren in diesem Band, es geht viel um Liebe, seelisch wie körperlich:
welche lippen werde mich küssen / welche wärme wird mich wärmen /wie ein kuss von dir
Viele Gedichte sind Momentaufnahmen einer Stimmung, eines Gefühls:
die lichter der stadt / und ihr lärm / machten ihn fürchten / er legte sich ins bett / und begann sich herumzuwerfen
Es gibt keinen roten Faden, die Gedichte stehen für sich, manche länger, manche nur Gedankensplitter, immer in Kleinschrift, die Sprache ist schön und schlicht, keine gestelzt gewollten Wort- oder Satzungetüme erschweren das Lesen. Ich fand das Büchlein sehr angenehm zu lesen, sicher kann man nicht mit allen Gedichten etwas anfangen, manche sind etwas schlicht und sms-spruch-fähig, manche für mich recht nichtssagend, doch es sind Perlen dabei, um die es schade wäre, wenn man das Buch von vornherein beiseite legte. Mein Lieblingsgedicht ist das allererste im Buch:
in deiner stimme die wärme der nay / nur deine stimme singt meine lieder / noch schöner sind deine augen / sie sind warm wie der sommer / eine nie versiegende quelle / die blicke deiner augen / erleuchten die nacht / deine augen sind damast / verziert mit rosen / deine augen sind ein schöner traum / der noch nicht beendet ist / ich verlangte nach dir / ich war ein kleiner verträumter / ein betrunkener / ich fand in deinen augen zu mir
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