Alltägliches

Montag, 30. August 2010

Freude schöner Götterfunken

Nach einiger Zeit fängt man doch arg an, so manches Essen zu vermissen. Brötchen zum Beispiel, oder Bratwurst, oder leckere Nudelsaucen. Und so manches von hier kann man nicht mehr sehen. Das ewig gleiche, geschmacksbefreite, labberige Brot zum Beispiel, oder Za'tr (Gewürzmischung mit Thymian) mit Öl als Brotaufstrich, oder Hähnchenfleisch als Grundnahrungsmittel. In den wenigen Supermärkten der Stadt gibt es auch Importware, Kühne Saure Gurken zum Beispiel, oder tolle ausländische Käsesorten, oder Kinderschokolade. Nun brauche ich keine sauren Gurken zum glücklich sein (wenn doch, kaufe ich mir gleich einen Schwangerschaftstest), der Importkäse ist so schweineteuer, dass ich auf diesen Genuss vorerst verzichte, und die syrischen Schokoriegel (Marke: Galaxy) schmecken auch ganz toll. Aber heute gibt es einen ganz besonderen Luxus, der mich über zweihundert Pfund gekostet hat (fast vier Euro - nur für ein kleines Glas Sauce):

Spaghetti mit Pesto-Sauce!

Zwar gibt es nicht klassischerweise Wein dazu, dafür aber syrisches Barada-Bier und zum Nachtisch Erdbeerpudding. Das Leben ist schön :)

Dienstag, 17. August 2010

Merke:

Syrische Katzen finden es genauso doof, gebadet zu werden, wie Katzen anderswo auf der Welt auch. Autsch.

Kein Ende in Sicht

Jede Woche schaue ich in die 16-Tage-Wettervorhersage, aber es ist kein Ende in Sicht, täglich 40°C, kaum Wind, kein Tropfen Regen. Ich bin ja eigentlich ein Sommer-Sonnen-Mensch, aber das ist doch ein bisschen zuviel des Guten. In Deutschland fürchte ich stets den Herbst kommen, denn all das nasskalte grau-in-grau löst bei mir auch schon mal saisonale depressive Verstimmungen aus. Aber jetzt - was gäbe ich für einen grau-in-grauen Tag, an dem ich durch einen Wald voll nassem, matschigen Laub stiefeln kann. So ändert sich die Perspektive. Auch dem hiesigen Herbst sehe ich natürlich erwartungsvoll entgegen. Vernünftige Temperaturen, weniger Stromausfälle (hatte hier gerade einen mitten im Text, zum Glück hat Mozilla die Sitzung wiederhergestellt), hier und da mal ein Regenschauer, frische Maqdus, ach das wird fein.

Momentan arrangiere ich mich, indem ich erst gegen Morgen, vier oder fünf Uhr schlafen gehe, bis mittags. So verschläft man einen Teil der Hitze und kommt in Genuss der kühlen (25°C) Nächte. Alles was zwingend zu erledigen ist, wird nach dem Aufstehen und der ersten Dusche des Tages in Angriff genommen, da ist noch am meisten Energie vorhanden. Danach gibts eine zweite Dusche und dann werde erstmal alle Feeds gelesen und ein bisschen hier vorbeigeschaut. Irgendwas findet sich auch für die nächsten Stunden zu tun, wenn ich nicht sowieso zu irgendwelchen Behörden hetzen muss. Abends setze ich mich dann mit einer Narjile und einem Buch vor die Wohnungstür, genieße die ansatzweise zu erahnenden kühlen Luftzüge und lese bis in die Nacht (bislang meist englische Bücher, aber demnächst schaue ich mal beim Goethe-Institut vorbei, da gibt es eine Bibliothek, die werd ich dann mal plündern gehen...).

Ja, so lässt es sich in diesen Breitengraden aushalten. Gut, dass ich nicht arbeiten und/oder fasten muss...

Donnerstag, 12. August 2010

Aus alt mach neu

Vor ein paar Tagen stolperte ich über ein 25 SP - Stück und überlegte mir noch, ob ich es hier aufschreiben sollte. Es ist nämlich ein nicht mehr ganz aktuelles Geldstück, auf dessen einer Seite noch das Konterfei des Hafiz al-Assad prangt. Ob man die sporadische Modernisierung unter Bashad auch daran sehen kann, dass auf den neueren Geldstücken der Wert der Münze auch in "unseren" Zahlen eingeprägt ist?

Aber eigentlich hatte ich das schon wieder vergessen, bis ich schon wieder ungewohntes Geld in den Fingern hielt. Gerade erst ein ausgelaufenes Modell entdeckt, laufen nun auch die aktuellen Designs aus. Es gibt neue Scheine! Einen Zweihunderter und einen Fünfziger hatte ich schon in den Händen und finde sie super. Das Format kleiner, das Papier fester, und ein paar hübsche neue Bilder. Mal schauen, wie die anderen so aussehen und ob es auch neue Münzen gibt. Falls ich mal alle neuen und alten zusammen bekomme, gibt es dazu dann auch ein Bild.

Freitag, 6. August 2010

Nur noch 38°C

Und es ist nichtmal ironisch gemeint... es fühlt sich tatsächlich wesentlich kühler an als 43°C. Konnte endlich mal wieder die Bude auf Vordermann bringen ohne einen dehydrationsbedingten Zusammenbruch befürchten zu müssen. Ich fürchte, wenn ich wieder in Deutschland bin werde ich noch im Hochsommer frieren, nachdem ich mich an sowas hier gewöhnt habe.

Donnerstag, 5. August 2010

So oder so

Fragt mich mein Mann heute:

"Wäschst du das Obst eigentlich mit Detol?" (Detol = grünes Reinigungsgel, das ich nur für den Boden und die Toilette verwende)

"Ne, mit Wasser, Detol ist doch Chemie pur."

"Ja, deshalb ja, um die ganzen Mikroben und so abzuwaschen."

"Also wir waschen unser Obst mit Wasser, um die Chemikalien abzuwaschen."

(unisono) "Hmmmmm..."

Mittwoch, 4. August 2010

Was denken Syrer über ... Deutsche?

Einen Ausländer, noch dazu einen westlichen, erkennen Syrer einen halben Kilometer gegen den Wind. Nun gut, es ist tatsächlich nicht so schwer, auch ich kann meist sofort erkennen, ob jemand von hier ist oder nicht. Man merkt es - an der Kleidung, an der Frisur, an der Art sich zu unterhalten, sich umzusehen, sich zu bewegen. Unweigerlich die erste Frage, die einem dann gestellt wird, lautet: "Woher kommen Sie?" Interessant wären auch die Reaktionen auf andere Antworten wie "USA" oder "Türkei". Ich kann hier nur die Reaktionen auf die Antwort "Deutschland" wiedergeben, und die sind durchaus interessant.

"Hitler!"

Ach ja, der Gröfaz, kein Weg führt drumherum. Er ist Assoziation Nummer Eins bei Taxifahrern, Passanten, Verkäufern... Toller Kerl sagen sie, habe er doch dem Feind gezeigt, was eine Harke sei. Schön, dass die Syrer Deutschland mögen, aber muss es gerade deshalb sein? Oftmals ist die Reaktion verpackt in die Frage "Do you like Hitler?". Da hilft nur, unbeteiligt zu lächeln, aus dem Fenster zu starren oder flink das Thema zu wechseln. Sich auf eine Gröfaz-Diskussion einzulassen, verträgt kaum eine Hutschnur. Man wäre auch schneller als man "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen" sagen kann, in eine Diskussion über den Themenkomplex Israel verwickelt, und den sollte man hier besser sowieso nicht öffentlich debattieren. Das Thema stets meidend, konnte ich einmal nicht ausweichen, da ein Cousin meines Mannes mich in die unerwünschte Diskussion jagte. Immerhin sparte er Israel in seiner Argumentation aus, aber wirklich besser wird es dadurch auch nicht. Sein Standpunkt in kurz und knackig: Deutschland sei heute eine der großartigsten Nationen der Welt, was es fast ausschließlich dem genialen Gröfaz zu verdanken habe. Keine nennenswerte Reaktion auf meinen Einwand, dass "obwohl" vielleicht ein geeigneterer Begriff wäre als "weil", um einen Zusammenhang herzustellen (mal abgesehen davon, dass ich schon die erste Hälfte seiner These bezweifle). Mein nächster Einwand: selbst wenn man seine These mal so gelten lasse,sei der Preis dafür jawohl nicht angemessen gewesen. Aber auch das wird nicht gelten gelassen, Tenor: So sei eben die Welt, Opfer seien notwendig. Von einem Angehörigen eines Volkes, dass selber die Last eines Völkermords trägt, hätte ich da irgendwie was anderes erwartet. Na wie auch immer, lass uns über deine neuen Vorhänge reden.

"Ost- oder Westdeutschland?"

Die Statistik ist nur gefühlt und beruht auf keinerlei quantitativer Datenbasis, aber diese Frage scheint mir die zweithäufigste Reaktion auf die Angabe, dass Deutschland mein Herkunftsland ist, wenn auch in großem Abstand zum unüberholbaren Gröfaz. Nun mag es für die Frage zweierlei Gründe geben: besonders in der Generation vor mir hat sich die Unterscheidung zwischen Ost- und Westdeutschland vermutlich so ins Gehirn eingebrannt, dass auch 20 Jahre nach der deutschen Einheit dieser Unterschied so relevant ist, dass diese Information sofort von einem Deutschen abgefragt wird. Kann ich mir irgendwie vorstellen, sollten die beiden Koreas irgendwann mal eins werden, würde das sicher auch nur schwer in meinen Schädel gehen. Andererseits dürften manche Frager tatsächlich nichts davon mitbekommen haben, dass es diesen Unterschied praktisch nicht mehr gibt. Vielleicht sollte ich ein Stückchen Berliner Mauer mit mir herumtragen, um ihnen dieses Stück verpasster Geschichte anschaulich zu machen?

"Mein Bruder/Neffe/Schwager/Onkel... lebt/studiert/arbeitet/wohnt... in Berlin/Hamburg/Stuttgart/Heilbronn..."

Schon in meinem Türkeiurlaub vor einigen Jahren hatte irgendwie jeder einen Verwandten in der Bundesrepublik vorzuweisen. Aber sooft wie auch die Syrer jemanden dort haben, müssten in Deutschland mindestens genausoviele Syrer wie Türken leben. Variiert wird diese Reaktion noch mit...

"Ich möchte in Deutschland leben/arbeiten/studieren/wohnen..."

Oft begleitet mit ein oder zwei Wörtern Deutsch, oder manchmal sogar etwas mehr, weil der Plan tatsächlich schon so weit fortgeschritten ist, dass die Person einen Deutschkurs besucht. Wer dann tatsächlich zum Studium nach Deutschland geht, hängt sich, falls er nicht auch zum Arbeiten dort bleibt, ein Schild vor seine Praxis oder Kanzlei oder schreibt es auf seine Visitenkarte: "in Deutschland studiert".

" 'Made in Germany' steht für Qualität"

Wenn das die Kanzlerin wüsste, wie hier über die deutsche Industrie gesprochen wird. Aber sogar Hippie-Touristenführer am Hindukusch teil(t)en offenbar diese Meinung. Sinngemäß wiedergegebenes Zitat eines Bekannten: "Wenn du zum Beispiel eine Autobatterie kaufen willst, und der Händler zeigt dir eine aus China und eine aus Deutschland, dann nimmst du die deutsche, auch wenn die dreimal soviel kostet, weil du weißt, dass du Qualität kaufst."

"Claudia Schiffer"

Bisher nur ein einziges Mal gehört, aber das ist doch auf jeden Fall eine bessere Assoziation als Hitler!

Negatives habe ich persönlich bisher nicht gehört, aber über dritte habe ich von einem Deutschlehrer gehört, der im Unterricht permanent schlecht über Land und Leute spricht - wir seien alles selbstsüchtige Einzelgänger, die nur an Essen und Sex denken und unser Geld für unsere Haustiere ausgeben anstatt es für hungrige Kinder in Südafrika zu spenden

Alles in allem sind wir hier aber sehr beliebt, wenn auch manchmal aus Gründen, bei denen man sich wünscht, sie trügen nicht dazu bei. Das hat man jetzt erst bei der WM gesehen: so viele Deutschlandfahnen und mitfiebernde syrische Fußballfans hätte ich hier wirklich nicht erwartet.

Sonntag, 1. August 2010

Solche Tage...

So, da laut wetter.com diese grandiosen Temperaturen von Mitte 40°C tagsüber und Mitte 30°C nachts uns noch die ganze Woche erhalten bleiben, hat sich mein Überlebenswille gemeldet und mich gebeten, ins Erdgeschoss umzuziehen. Die Wohnung im ersten Stock heizt sich nämlich dermaßen auf, dass es da sogar noch heißer drin ist als draußen, und die Sauerstoffrate ist auch erbärmlich. Eine anständige Klimaanlage gibt's ab 500$, bisschen viel dafür dass das Schlimmste ja auch wieder in ein paar Wochen vorbei ist.

Also hab ich meinen Laptop gerade an die katastrophale Elektrik hier unten angeschlossen, und nach ner Menge Gefummel und der Installation meines mitgebrachten Dreisteckers läuft es jetzt irgendwie. Ein Sofa steht hier auch, da müssen wenigstens keine Matratzen die Treppe runterbugsiert werden. Der Lesestoff geht mir aus, da muss die Tage mal Nachschub besorgt werden.* Außerdem auf der Noch-zu-erledigen-Liste: einen Vorhang für das Fenster zur Straße basteln. Bisschen Licht und Sauerstoff wär' super. Aber wenn ich es aufmache, kann man hier reinschauen, und dann fühlen sich ganz besonders meine Lieblingsnachbarn eingeladen, hier reinzuglotzen und mir zu erzählen, wie ich mein Leben zu leben habe.

Kurzum: im Moment ist es hier zum Krise kriegen. Probleme von allen Seiten, Büroschimmel, Wirtschaftskrise, und noch dazu diese Hitze und solche Idioten. Auch ein Frust-Bierchen zischen ist nicht drin, das ist bei der Hitze nix für den Kreislauf... dann prost auf ein eiskaltes Wässerchen!

*"The Widows of Eastwick" ist durchgelesen. Fazit: ganz nett. Mit der Zeit wächst das Interesse daran, wie es den alten Damen ergehen wird. Dennoch vermutlich wesentlich besser zu lesen, wenn man erstmal mit "The Witches of Eastwick" anfängt.

Freitag, 30. Juli 2010

Uff

43°C... ich mach jetzt hier Schluss für heute und verzieh mich mit einem Buch* ins Erdgeschoss, dort sind die Räume zumindest ein ganz kleines bisserl kühler...

*Aktueller Lesestoff: John Updike - The Widows of Eastwick. Bisschen schwierig auf englisch, bisher nicht sonderlich fesselnd, könnte aber auch daran liegen, dass ich den Vorgänger nicht gelesen und nichtmal den Film gesehen habe. Mal schauen wie's noch wird. Die Bücherauswahl ist hier nicht übermäßig groß, also lese ich, was ich in die Finger kriege!

Was nicht fehlen würde

  • Kakerlaken
  • gewisse Herrschaften
  • regelmäßige Stromausfälle im Hochsommer
  • Hitlerfans
  • Hupkonzerte
  • Kleiderordnung und Benimmregeln für Frauen
  • das Gefühl,bei jedem Einkauf über‛s Ohr gehauen zu werden
  • der Muezzinruf um 4 Uhr nachts
  • anbandelnde Burschen en masse
  • Magenbeschwerden als Dauerzustand

Was fehlen würde
Was nicht fehlt
Was fehlt

Watching The Wheels

... in Damaskus

Wikileaks

WikiLeaks

Suche

 

Aktuelle Beiträge

SEO Services
Ja beim Keywording kann man wirklich sehr viel Spaß...
Jon (Gast) - Do Dez 19, 15:01
Yasmina Khadra - Die...
Das Buch "Yasmina Khadra - Die Schuld des Tages an...
christian (Gast) - Mi Jun 29, 10:07
Ausgerechnet Necla Kelek...
Ausgerechnet Necla Kelek diese von Selbsthass zerfressene...
Henning (Gast) - Sa Jan 29, 17:00
Yasmina Khadra - Die...
Yasmina Khadra ist eigentlich ein Mann mit Namen Mohammed...
mia-meine-mia - Mo Jan 3, 08:27
Spaß mit Keywords III
15 Nov......12:57:45......www .google.com.......haus...
mia-meine-mia - Mo Nov 29, 03:28

Status

Online seit 5042 Tagen
Zuletzt aktualisiert: Do Dez 19, 15:01

Abakus

...

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de

Blogverzeichnis

Firefox Download


Alltägliches
Begegnungen
Das Wort zum Freitag
Kartoffeln
Kulinarisches
Literarisches
Nicht Alltägliches
Pittoreskes
Sonstiges
Touristisches
Wirtschaftliches
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren