Alltägliches

Dienstag, 20. Juli 2010

Taxi, Taxi II

EIn anderes Taxierlebnis... nachdem ich anfangs stets übers Ohr gehauen wurde und galaktische Preise bezahlte (die für mich aber immer noch spottbillig waren), bekam ich den Dreh raus. Keine Festpreise, stets den Fahrer auffordern, das Taxameter einzuschalten. Ist das zuuuufällig gerade kaputt, aussteigen, nächstes Taxi nehmen. Gibt ja schließlich genug hier. Strecken, die man schon kennt, kann man auch ohne Taxameter fahren, man bezahlt den gewohnten Preis und wenn das dem Fahrer nicht passt, mal das Wörtchen "Verkehrspolizei" fallen lassen, dann ist auch Ruhe. Aber damit hat man erst die erste Lektion gelernt. Lektion zwei ist ungleich schwerer und heißt "Abwehr von liebestollen Taxifahrern".Diese Lektion wähnte ich bereits gelernt, gab ich mich doch schon, noch bevor dies der Wahrheit entsprach, stets als verheiratet aus.

Mein Fahrer bringt mich zur Universität, das Taxameter ist nach Hinweis eingeschaltet worden, er versucht sich an etwas Smalltalk. Woher ich bin (was für Reaktionen die Antwort "Deutschland" auslösen kann, davon ein andermal mehr), was ich hier mache, ob ich verheiratet bin. Keine ungewöhnliche Reihenfolge, eigentlich sogar eine absolut gewöhnliche. "Ja, ich bin verheiratet." (Beweisring vorhanden) - "Ja, mein Mann ist auch deutsch." - "Nein, er ist nicht in Syrien." FEHLER! Niemand ist unmittelbar hier, um ihm die Fresse zu polieren, wenn er sich an mich heranmacht? Na, dann kann man es ja mal versuchen... wir sind schon so gut wie am Ziel angelangt, er hat keine Zeit mehr zu verlieren. Ob ich mich mit ihm heute Nachmittag treffen will? "Oh, das tut mir leid, ich habe Sie nicht verstanden, mein Arabisch, wissen Sie, nur ein bisschen..." und mache mich ans aussteigen. Na, da muss er sein Anliegen doch schnell nochmal erklären, so einfach wie es halt geht. Ich lehne ab und steige nun endlich aus, höre noch wie er nach dem weshalb und warum fragt, bevor ich die Tür ins Schloss werfe und mache mich davon.

Etwas in der Richtung passiert locker auf jeder dritten Taxifahrt. Da ich nun wahrheitsgemäß sagen kann, dass mein Mann Syrer ist, muss ich mich aber nicht weiter quälen. Beschämt stottern sie alle "Er ist Syrer? Oh es tut mir leid Madam, ich wusste ja nicht..."

Taxi, Taxi VII
Taxi, Taxi VI
Taxi, Taxi V
Taxi, Taxi IV
Taxi, Taxi III
Taxi, Taxi

Montag, 19. Juli 2010

Taxi, Taxi

Damaszener Taxi

Jaja, das Taxi Fahren. Eine einfache und praktische Sache, aber dann doch auch wieder so voller Tücken...

Taxis gibt es in Damaskus wie Sand am Meer, ein Tourist sagte mir einmal, dies sei wohl die "Stadt der gelben Autos". Taxi fahren ist in Damaskus eine alltägliche Methode der Fortbewegung. Und es könnte ganz einfach sein: einsteigen (ich natürlich hinten, sonst könnte ich mir auch gleich "billig und willig" auf die Stirn tätowieren), Fahrtziel nennen, am Ziel den angezeigten Fahrpreis nennen, aussteigen. Aber zwischen dem Ein- und dem Aussteigen liegen eine Menge manchmal lustiger, sehr oft sehr ärgerlicher, selten sehr unschöner Erfahrungen. Eine davon sei hier erzählt, es könnte im Laufe der Zeit eine Serie daraus entstehen.

Eine Geschichte aus der Zeit, als ich noch ganz frisch hier war und mich mehr schlecht als recht verständigen konnte ist mehr erfreulich als ärgerlich. Ich möchte zu meiner Botschaft, dummerweise weiß ich aber weder, wo genau diese sich befindet, noch, was "Botschaft" auf Arabisch heißt (safaara). Also fasele ich etwas von "Deutsch", "diplomatisch" und dem Stadtteil, in dem ich dieses Ziel vermute. Außerdem zeige ich auf die Adresse der Botschaft in meinem Reiseführer. Vermutlich hat der Taxifahrer keinen Schimmer, was ich eigentlich von ihm will, aber die Dollar-Zeichen funkeln förmlich in seinen Augen. So lässt er das Taxameter aus, nennt er mir einen Preis, der - wie ich nun weiß - locker das doppelt- bis dreifache eines angemessenen Preises beträgt und kutschiert mich zunächst mal in den von mir genannten Stadtteil. Da stehen wir nun und haben beide keinen blassen Schimmer von irgendwas. Erfreulicherweise möchte dieses Exemplar der Gattung Taxifahrer für seine fürstliche Bezahlung tatsächlich eine Leistung erbringen, und so fangen wir an, uns durchzufragen. Es wird eine Odyssee. Doch schließlich, nach einem dutzend ahnungslos blickender Gesichter, oh Wunder, in einem kleinen Büro, in dem lauter ältere Herren sitzen und Tee trinken und ich mich so als einzige, noch dazu planlos herumstehende, Frau überhaupt nicht wohl fühle, haben wir Erfolg. Einer der Herren kapiert, was ich möchte, und weiß sogar, wo das ist!

Der Preis erhöhte sich dann - natürlich - noch einmal, mein Fahrer war sicher mehr als glücklich und konnte von dem Geld hoffentlich ein paar Reparaturen an seinem stets seltsam scheppernden Wägelchen vornehmen. Verdient hat er sein Geld sich allemal, schließlich bin ich an meinem Ziel angekommen (nicht selbstverständlich!), musste keine dumme Anmache ertragen (absolut nicht selbstverständlich, davon ein andermal mehr), und wer sich so doof anstellt wie ich an diesem Tag, hatte es auch nicht besser verdient :).

Taxi, Taxi VII
Taxi, Taxi VI
Taxi, Taxi V
Taxi, Taxi IV
Taxi, Taxi III
Taxi, Taxi II

Sonntag, 18. Juli 2010

Geschmacksnerven im Ausnahmezustand

Mit einer Tüte gerade auf dem Markt erworbenen Obstes komme ich nach Hause. Was ich da habe, weiß ich nicht genau, das gab es zum ersten Mal auf dem Markt, und was nicht bei drei auf den Bäumen ist, wird von mir probiert. Aussehen tut es ein bisschen wie Pflaume. Aber Schafshoden sehen ja auch kaum anders aus als Rindergeschnetzeltes. Nun, ein beherzter Biss in die (unter fließend Wasser gründlich gespülte) Frucht soll Klarheit schaffen... nunja, sie ist sauer, sie ist hart, nicht so das gaumenschmeichelnde Geschmackserlebnis. Der Verdacht beschleicht mich, dass es durchaus eine Pflaume ist, der bloß niemand die Zeit gegönnt hat, anständig zu reifen. Sodann bringt mein Mann eine Schale mit einer weiß-kristallinen Substanz herein und ich denke mir "Klasse, mit etwas Zucker könnte diese noch-nicht-adulte Pflaume sogar genießbar sein". Ihm scheint es jedenfalls zu munden. Also, Teenie-Frucht in kristalliner Substanz gewendet in den Mund gesteckt... §(/"&%=*+

Meine Geschmacksnerven schreien gequält auf, die unerwartete Kombination von sauer und salzig hat sie aus den Pantoffeln gehauen. Nachdem ich meine derart erschrockenen Geschmacksnerven von ihrem Ungemach befreit habe, wende ich mich ungläubig dem eigentlichen Verursacher dieser Geschmacksnervenrechtsverletzung zu - der steckt sich schon die nächste Folterkugel in den Mund und versteht nur Bahnhof. "Ich dachte das wäre Zucker, wie kann man das denn nur mit Salz essen...?!" --- "Ja wie wo was warum? Das essen hier alle so. Das kann man doch nie und nimmer mit Zucker essen." Aha...

Ich beweise das Gegenteil und lasse mir den Rest der sauren Pflaumenkugeln mit ordentlich viel Zucker schmecken, was zwar immer noch nicht so gut ist wie adulte Pflaumen, aber meine Geschmacksnerven doch immerhin davon abhält, vor einen internationalen Gerichtshof zu ziehen.

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