Sonntag, 1. August 2010

Solche Tage...

So, da laut wetter.com diese grandiosen Temperaturen von Mitte 40°C tagsüber und Mitte 30°C nachts uns noch die ganze Woche erhalten bleiben, hat sich mein Überlebenswille gemeldet und mich gebeten, ins Erdgeschoss umzuziehen. Die Wohnung im ersten Stock heizt sich nämlich dermaßen auf, dass es da sogar noch heißer drin ist als draußen, und die Sauerstoffrate ist auch erbärmlich. Eine anständige Klimaanlage gibt's ab 500$, bisschen viel dafür dass das Schlimmste ja auch wieder in ein paar Wochen vorbei ist.

Also hab ich meinen Laptop gerade an die katastrophale Elektrik hier unten angeschlossen, und nach ner Menge Gefummel und der Installation meines mitgebrachten Dreisteckers läuft es jetzt irgendwie. Ein Sofa steht hier auch, da müssen wenigstens keine Matratzen die Treppe runterbugsiert werden. Der Lesestoff geht mir aus, da muss die Tage mal Nachschub besorgt werden.* Außerdem auf der Noch-zu-erledigen-Liste: einen Vorhang für das Fenster zur Straße basteln. Bisschen Licht und Sauerstoff wär' super. Aber wenn ich es aufmache, kann man hier reinschauen, und dann fühlen sich ganz besonders meine Lieblingsnachbarn eingeladen, hier reinzuglotzen und mir zu erzählen, wie ich mein Leben zu leben habe.

Kurzum: im Moment ist es hier zum Krise kriegen. Probleme von allen Seiten, Büroschimmel, Wirtschaftskrise, und noch dazu diese Hitze und solche Idioten. Auch ein Frust-Bierchen zischen ist nicht drin, das ist bei der Hitze nix für den Kreislauf... dann prost auf ein eiskaltes Wässerchen!

*"The Widows of Eastwick" ist durchgelesen. Fazit: ganz nett. Mit der Zeit wächst das Interesse daran, wie es den alten Damen ergehen wird. Dennoch vermutlich wesentlich besser zu lesen, wenn man erstmal mit "The Witches of Eastwick" anfängt.

Freitag, 30. Juli 2010

Uff

43°C... ich mach jetzt hier Schluss für heute und verzieh mich mit einem Buch* ins Erdgeschoss, dort sind die Räume zumindest ein ganz kleines bisserl kühler...

*Aktueller Lesestoff: John Updike - The Widows of Eastwick. Bisschen schwierig auf englisch, bisher nicht sonderlich fesselnd, könnte aber auch daran liegen, dass ich den Vorgänger nicht gelesen und nichtmal den Film gesehen habe. Mal schauen wie's noch wird. Die Bücherauswahl ist hier nicht übermäßig groß, also lese ich, was ich in die Finger kriege!

Hummus-Dip

Ein wirklich umwerfend köstlicher Dip, der vorwiegend aus Kichererbsen (=Hummus) besteht. Man nehme:

  • 1 Dose Hummus-Paste / 400g Kichererbsen
  • 6 EL Tahine (Sesampaste)
  • Saft einer halben Zitrone
  • 3 Knoblauchzehen
  • Olivenöl
  • Paprika, Kreuzkümmel
  • evtl. etwas Wasser

Hier gibt es pürierte Kichererbsen bereits in der Dose zu kaufen, ob man das in Deutschland findet, weiß ich nicht. Falls nicht, muss man zunächst mal die Kichererbsen einweichen, kochen und pürieren. Diese Paste vermischt man nun mit 6 EL Tahine, einer Sesampaste, die man vermutlich am ehesten bei arabischen Lebensmittelhändlern finden kann. Dazu den Saft einer halben Zitrone, 3 gemörserte Knoblauchzehen (mehr geht immer ;) ) und etwas Olivenöl. Wenn man das ganze verrührt, sollte ein hellbeiger, nicht zu fester Brei dabei herauskommen. Evtl. muss man noch etwas Wasser dazugeben. Serviert wird der Dip in einem Teller, so dass eine große Oberfläche da ist, um ihn mit Olivenöl zu bedecken und Paprika und Kreuzkümmel darüber zu streuen.

Schmeckt pur mit Brot, zu Fleisch, Reis... eigentlich immer :)

Zu Besuch

Man ist ja nicht nur hier, um die "Must See"-Liste der Reiseführer abzuklappern, man möchte ja auch Land und Leute kennenlernen (außer die Taxifahrer natürlich). Eine Einladung zum Essen bei einer muslimischen Familie in einem Vorort von Damaskus ist dazu eine willkommene Gelegenheit. Es wird ein höchst interessanter Besuch, mit beeindruckendem Interieur, vielen Leckereien, kontroversen Tischgesprächen und einem Bekehrungsversuch zum Nachtisch.

Eingeladen bin nicht nur ich, sondern mit mir gleich eine handvoll KollegInnen. Unser Freund hat uns den Weg erklärt, und mit vereinten Kräften schaffen wir es schließlich, nachdem auch der letzte mit schlafbedingter Verspätung am Treffpunkt eingetrudelt ist, in das richtige Service zu steigen. Im Vorort angekommen, wissen wir aber nicht recht, wie wir sein Haus finden sollen. Eine von uns hat sich zwar über Google Earth ein wenig schlau gemacht, aber so in der Frosch- anstatt Vogelperspektive ist sie einigermaßen orientierungslos. Wir schlagen schließlich eine Richtung ein, aber selbstverständlich wird es sich als die Falsche herausstellen. Es bleibt also nur übrig, unseren Freund anzurufen, damit er uns einsammelt und zu sich bringt. Das macht er auch, aber begeistert ist er davon nicht. Er musste schon seine Eltern überzeugen, um lauter Ausländer ins Haus bringen zu dürfen, aber das er mit denen allen auf der Straße gesehen wird, noch dazu alle Frauen unverschleiert, ein rarer Anblick in diesem konservativen Vorort, das war so nicht geplant.

Schließlich angekommen werden wir in das Besucherzimmer geleitet, ein beeindruckend ausstaffierter Raum mit reichlich verzierten, höchstwahrscheinlich handgefertigten Stühlen und Bänken in Blau und Gold. In einer Vitrine stehen zahlreiche, ebenso reich verzierte Porzellantassen, Figuren und vermutlich noch viel mehr beeindruckende Sachen, die ich nicht mehr recht in Erinnerung habe. Leider, leider traue ich mich nicht recht, ein Foto zu machen, so muss mein siebhaftes Gedächtnis das Bild ansatzweise rekonstruieren. Es ist jedenfalls ein wirklich prunkvoller Raum, dessen Ausstattung bestimmt teurer ist als die der ganzen restlichen Wohnung. So werden hier Besucher empfangen. Wir trinken Wasser, knabbern Nüsse und halten mit unserem Freund, seinem Vater, seinem Bruder und seinem Onkel ein wenig Smalltalk. Die Frauen des Hauses lassen sich hier nicht blicken.

Schließlich ist es soweit: Essenszeit. Wir wechseln vom Besucherzimmer in ein anderes Zimmer der Wohnung, dessen übliche Funktion nicht ganz klar ist, da es für uns in eine königliche Tafelrunde umgewandelt wurde. Auch die Frauen zeigen sich jetzt, verschleiert natürlich. Die Mutter, überhaupt nicht schüchtern, mit großen Kulleraugen und einer ihr innewohnenden Herzlichkeit und Fröhlichkeit, nimmt uns jede Befangenheit. Ihre Tochter hingegen ist sehr schüchtern und spricht während unseres gesamten Besuchs wohl nicht mehr als ein, zwei Sätze.
Ein Tisch nimmt beinahe den ganzen Raum ein, gedeckt mit lauter unglaublich leckeren Sachen: Hähnchen mit gelbem Reis, Salat, Hummus, Baba Ghanoush, diverse Karaffen mit nicht immer identifizierbaren, aber stets leckeren Getränken. Um es kurz zu machen: es ist köstlich und wir langen alle kräftig zu. Irgendwan sind wir alle pappsatt und müssen größte Anstrengungen unternehmen, um die Gastgeber daran zu hindern, uns Nachschlag auf die Teller zu packen und sie zu überzeugen, dass trotz des exquisiten Geschmacks kein Platz für auch nur ein weiteres Reiskorn ist. Unser Lob an die Köchin wird zur Kenntnis genommen, erst später gibt unser Freund zu, was seine Mutter vermutlich niemals preisgegeben hätte - das Essen haben sie bestellt, denn die Mutter war in den letzten Tagen gesundheitlich etwas angeschlagen und konnte nicht für so viele Leute kochen.

Das Gelage neigt sich dem Ende zu und schon wird Tee gebracht, ohne Tee oder Kaffee als Krönung ist keine syrische Mahlzeit komplett. Langsam entspannt sich ein Gespräch am Tisch, das viele interessante Wendungen nimmt. Die Mutter unseres Freundes hat sich, nachdem auch das jüngste Kind aus dem Gröbsten raus ist, an der Universität für englische Literatur eingeschrieben. Sie und die Kinder können demnach recht gut Englisch, Vater und Onkel nicht, was die Frage aufwirft, wie sie sich in der Situation fühlen - die Frau plaudert mit lauter ausländischen Gästen, während sie darauf angewiesen sind, dass der Sohn ab und an für sie übersetzt, worum es gerade geht. Das Interesse an einem Austausch zwischen verschiedenen Kulturen ist bei allen aber spürbar groß.

Wir diskutieren das Bild der arabischen Welt in europäischen und amerikanischen Medien. Um dieses ist es nun nicht allzugut bestellt und man versucht eindringlich, uns davon zu überzeugen, dass dieses Bild nicht der Realität entspricht, dass nicht alle Araber Terroristen sind, dass ihnen persönlich vor allem das Menschliche wichtig sei. Wir weisen mehrfach daraufhin, dass gerade wir nicht überzeugt werden müssen, mit so einem Bild im Kopf wären wir ja gar nicht erst hergekommen. Aber ja, dass dieses Bild existiert können wir nicht abstreiten. Jeder von uns hat mindestens einen, eher mehrere Freunde und Verwandte, die auf die Ankündigung, nach Syrien zu gehen, die Hände über dem Kopf zusammenschlugen und vor den Gefahren der "arabischen = muslimischen = terroristischen" Welt warnten.

Das Gespräch schlägt ein paar Haken und Wendungen und schon diskutieren wir die Rolle der Frau. Beeindruckend dabei, wie unsere Gastgeber das Gespräch führen: natürlich haben sie gewisse Vorstellungen von der westlichen Gesellschaft, wie andersherum ja auch so mancher meint, von einem Kopftuch auf die Lebensumstände einer muslimischen Frau schließen zu können. Aber hier ist man durchaus in der Lage, zwischen Wissen und Vorurteilen zu unterscheiden. Sie sagen nicht "bei euch ist es doch so und so...", sie sagen "ich habe gehört, bei euch sei es so und so, ist das denn tatsächlich so?". Ob Frauen denn immer arbeiten müssten? Nun, nicht immer, aber das klassische Ehe-Versorgungs-Modell funktioniert tatsächlich nicht mehr besonders oft, müssen wir zugeben. Interessante Deutungsansätze folgen: das bedeute doch, dass die muslimische (syrische) Frau wesentlich freier sei als ihre westlichen Geschlechtsgenossinnen. Es stehe ihr frei zu arbeiten, wenn sie denn wolle, aber müssen müsse sie eben nicht. Ich nehme das zur Kenntnis, denke mir, es ist eine interessante Deutung, die primär festgeschriebene Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter als "Freiheit" zu verstehen, die Fähigkeit, sein eigenes Geld zu verdienen und im Falle eines Falles auch auf eigenen Beinen stehen zu können, als "Unfreiheit", behalte das aber für mich. Zu tief will ich nicht in die Diskussion einsteigen, solche Gespräche sind sehr erhellend, aber auch sehr anstrengend.

Nach einem Besuch bei der ortsansässigen Wohlfahrtsorganisation, in der man ein riesiges Aufhebens um die ausländischen Gäste macht und sich von uns lauter nützliche Ratschläge erhofft, die wir leider nicht bieten können, kehren wir noch einmal zu unseren Gastgebern zurück um einen Abschieds-Kaffee im Gästezimmer zu trinken. Der Onkel stellt sich dabei als Religionsgelehrter heraus, der die Gäste natürlich nicht ziehen lassen kann, ohne versucht zu haben, uns von den Vorzügen seiner Religion zu überzeugen. Zunächst muss herausgestellt werden, dass es definitiv einen Gott gibt, dazu zeigt er auf ein an der Wand hängendes Bild und erklärt, dass es höchst einfältig wäre, zu glauben, dass dieses einfach so aus dem Nichts entstanden sei. Natürlich gibt es einen Maler. Die Zielrichtung der Analogie ist klar: genauso wenig entsteht ein ganzes Universum und noch dazu all das Leben darin *einfach so*. Unser Freund übersetzt fleißig, muss dennoch ab und an den Onkel bitten, sein enthusiastisches Tempo zu drosseln, zunächst wollen die passenden englischen Begriffe gefunden werden. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, die Prinzipien der Evolutionslehre dagegenzuhalten, oder die unsinnige Neigung des Menschen, jede Wissenslücke mit "Gott" ausfüllen zu wollen, also ergeben wir uns in unser Schicksal und hören zu. Ein Koran wird hereingebracht, die Vorzüge der islamischen Religion, dem Menschen in allen Lebenslagen eine Anleitung für ein gottgefälliges Leben zu sein, angepriesen. In dem Stil geht es noch eine Weile weiter und würde es wohl auch noch lange, bis schließlich einer von uns sich ein Herz fasst, auf die schon weit vorangeschrittene Zeit hinweist, und bekundet, jetzt aber wirklich nach Hause zu müssen.

Nicht bekehrt, aber um eine interessante Begegnung reicher, kehren wir nach langen Abschiedsformeln, Freundschaftsbekundungen und Wiederholungswünschen jeder zurück nach Hause.

Gorillaz in Damaskus III

Nun hat sich doch noch ein Artikel von jemandem gefunden, der offenbar auch wirklich bei dem Konzert dabei war, auf guardian.co.uk.

Gorillaz in Damaskus II
Gorillaz in Damaskus

Was nicht fehlen würde

  • Kakerlaken
  • gewisse Herrschaften
  • regelmäßige Stromausfälle im Hochsommer
  • Hitlerfans
  • Hupkonzerte
  • Kleiderordnung und Benimmregeln für Frauen
  • das Gefühl,bei jedem Einkauf über‛s Ohr gehauen zu werden
  • der Muezzinruf um 4 Uhr nachts
  • anbandelnde Burschen en masse
  • Magenbeschwerden als Dauerzustand

Was fehlen würde
Was nicht fehlt
Was fehlt

Donnerstag, 29. Juli 2010

Was fehlen würde

  • Sonnenschein
  • Granatäpfel kiloweise
  • sich immer ein Taxi leisten können
  • Gelassenheit als Grundprinzip
  • Hummus – Dip
  • arabischer Kaffee
  • überbordende Gastfreundlichkeit
  • das urige Kneipchen

Was nicht fehlen würde
Was nicht fehlt
Was fehlt

42

War ebengrad unterwegs, um ein paar Sachen zu erledigen und kam an einem Straßenhändler vorbei, der allerlei Bücher verkauft. Was erblicke ich da zwischen lauter arabischen Titeln? Eine deutsche Ausgabe von Douglas Adams - "Einmal Rupert und zurück". Toll, da macht das Leben, das Universum und der ganze Rest gleich viel mehr Sinn...

Was nicht fehlt

  • Spinnen
  • Jammern als Grundprinzip
  • Regen (also mir persönlich, dem Land schon)
  • neugierige und/oder beschwerdewütige Nachbarn
  • McDonalds
  • Vorschriftendschungel
  • Sauerkraut
  • Eva Herman

Was nicht fehlen würde
Was fehlen würde
Was fehlt

Was fehlt

  • Fertiggerichte (ganz besonders Tiefkühlpizza)
  • Thüringer Rostbratwurst im Brötchen
  • über 300 Brotsorten
  • jeden Morgen die taz im Briefkasten
  • politisches Kabarett
  • Kirmes
  • der Geruch von nassem Herbstlaub
  • kurze Röcke
  • weiße Weihnachten
  • Verkehrsregeln

Was nicht fehlen würde
Was fehlen würde
Was nicht fehlt

Mittwoch, 28. Juli 2010

Allgegenwart

Porträt von Bashar al-Assad

Die Omayyadenmoschee

Der klassische Startpunkt für die touristische Besichtigungstour: die Omayyadenmoschee. Im Herzen der Altstadt gelegen, zieht sie einheimische Muslime ebenso wie Pilger aus dem Iran und anderen Ländern und Touristen aus aller Herren Länder an. Ihre Historie ist bemerkenswert: das Fleckchen Erde, auf dem sie steht, ist bereits seit 4000 Jahren ein Platz religiöser Zusammenkunft. Vom Kultplatz für antike Götter zum römischen Tempel, zur christlichen Basilika und schließlich zur muslimischen Moschee. Wer weiß, welche Götter hier in den nächsten 4000 Jahren noch so alles angebetet werden...

Den Rücken dem Eingang zum Suq Hammidiye zugewendet, stehe ich vor dem Eingangstor der schon von außen beeindruckenden Moschee. Hier geht es aber erst einmal für mich nicht weiter. Zunächst muss ich nämlich nach links wandern und mir am Ticketschalter eine Eintrittskarte kaufen sowie ein famoses Kleidungsstück ausleihen, dass wahrlich "Kartoffelsack" genannt werden kann. Farblich stimmt es mit dem Gemüse nahezu überein und zumindest ich sehe darin sehr dick und knollig aus. Bevor ich mich in den Hauptteil der Moschee begebe, schaue ich mir zunächst das Grab Saladins an, das sich ebenfalls linkerhand befindet. Zwei Särge stehen im Mausoleum, die Erklärung wird auf Schildern darauf anbei geliefert: In dem einen Sarg liegt Saladin, der andere Sarg ist ein Geschenk von Kaiser Wilhelm II., ist aber leer. Da hat sich der Wilhelm ja ein tolles Geschenk ausgedacht. Saladin ist tot, der braucht keine Geschenke mehr, und außerdem hat er ja schon einen Sarg. Und der Sultan hätte sich vielleicht mehr über ein Geschenk für sich selbst gefreut. Abschließend noch bedacht, dass auch Muslime ihre Toten nicht einfach so in ihrer Ruhe stören, war das wirklich kein besonders genialer Einfall.

Weiter geht es zum Hauptteil der Moschee. Durch das hohe Eingangstor betrete ich das Bauwerk. Schon im Eingangsbereich fallen zahlreiche kunstvolle Mosaiken auf, eine Gestaltungsform, der man in der Moschee noch öfter begegnen wird. Vom Tor gelange ich auf einen großen, rechteckigen Innenhof, auf dem sich nebst zwei Säulen, die früher mal als Lampen gedient haben, ein überdachter Brunnen für die religiöse Waschung sowie das Schatzhaus, in dem früher auch tatsächlich Schätze gelagert wurden und das Uhrenhaus (ja, da waren mal Uhren drin) befinden. Alle Bauten stehen auf Säulen, und zwar immer genau acht - ob das irgendeine religiöse Bedeutung hat, architektonisch grad "in" war, oder einfach eine besonders praktische Art zu bauen ist, weiß ich nicht. Auf dem Hof tummeln sich Gläubige, Touristen und auch ein entweder fototechnisch besonders versierter Tourist oder eben doch ein Fotograf. Die Leute schauen, knipsen, spazieren, sitzen in Grüppchen und plaudern, schlafen, bereiten sich auf das Gebet vor... ein reges Treiben insgesamt. Nach einem Rundgang über den Hof betrete ich schließlich den Gebetsraum, der schon allein durch seine Ausmaße imponiert, man kann kaum von einem Ende zum anderen sehen, so sehr ist er in die Länge gezogen. Der Boden ist komplett mit roten Teppichen ausgelegt und es herrscht eine ehrfürchtige Stille. Kronleuchter hängen von der Decke und illuminieren die Szenerie. Eine Digitaluhr zeigt alle aktuellen Gebetszeiten des Tages an. Auf der anderen Seite des Raumes wird ebenfalls digital die aktuelle Außentemperatur angezeigt. An den Seitenwänden stehen hier und dort vollbeladene Bücherregale. Die Gruppen, die sich gemeinsam auf dem Boden niedergelassen haben, identifiziere ich allesamt als Touristen, aber auch Religionsgelehrte sollen häufig hier sitzen und je nach der Qualität ihrer Reden Zuhörer um sich scharren. Während man auf der dem Innenhof zugewandten Seite des Raumes auf- und abspazieren kann, um sich alles in Ruhe anzuschauen, befinden sich auf der anderen Seite, abgeteilt durch eine Säulenreihe, die Gebetsnischen. Vier sind es, jeder kann vor der Nische beten, die seine Rechtsschule repräsentiert. Frauen beten in der zweiten Reihe oder in einem speziellen abgetrennten Bereich. Im hinteren Teil des Raumes befindet sich die Grabstätte Johannes des Täufers, der auch bei den Muslimen einen hohen Stellenwert besitzt. Das Grab ist nur durch die grünen Fenster mit goldenen Gittern einsehbar. An einer Seite des Schreins befindet sich eine kleine Öffnung, durch die manch Gläubiger Geld in das Grab wirft. Das erinnert mich irgendwie an einen Wunschbrunnen, aber so einfach wird man Yahyas (Johannes') baraka (Segenskraft) doch sicher nicht erlangen können? Ob seine Gebeine tatsächlich hier liegen oder nicht, ist nicht wirklich klar. ebensowenig wie der tatsächliche Verbleib des Kopfes des Prophetenenkels Hussein geklärt ist. Manch einer ist jedenfalls überzeugt, er befinde sich in dieser Moschee und dementsprechend viele Pilger, besonders Schiiten aus dem Iran, kommen deshalb her. Ich bin schon vor meinem Besuch der Moschee viel gewandert und es ist heiß, so dass ich heute nicht zur Aufklärung des Verbleibs von Hussains Kopf beitragen werde - zu viele Iranerinnen tummeln sich vor dem Eingang zu diesen Räumen. Vielleicht beim nächsten Mal.

Omayyadenmoschee Eingang Omayyadenmoschee Saladins Grab Omayyadenmoschee Hof Omayyadenmoschee Schatzhaus Omayyadenmoschee Schläfer Omayyadenmoschee Mosaiken Omayyadenmoschee Gebetszeituhr Omayyadenmoschee Gebetsraum Omayyadenmoschee Yahyas Grab Omayyadenmoschee Gebetsnischen

Dienstag, 27. Juli 2010

Gorillaz in Damaskus II

Dabei gewesen bin ich nicht, aber es war bestimmt nett, das Konzert der Gorillaz... leider gibt es kaum Berichterstattung darüber. Alle englischen Quellen, die ich auftun konnte, schreiben in Kürze in etwa das gleiche, vermutlich die jeweils marginal veränderten Versionen der Meldung einer Nachrichtenagentur - beispielsweise hier. Einen längeren Artikel, komplett auf arabisch, dafür aber immerhin mit ein paar Bildern gibt es hier.

Gorillaz in Damaskus III
Gorillaz in Damaskus

Montag, 26. Juli 2010

Preisvergleich

Das Leben in Damaskus ist unglaublich günstig. Natürlich nur dann, wenn man mit europäischer Kaufkraft herkommt, für die Syrer ist das Leben auch in Finanzfragen kein Zuckerschlecken. Hier ein paar Zahlen*:

  • Syrisches Durchschnittseinkommen: 11.133 SP (monatlich) (Quelle)
  • Eine Packung Brot: 35 SP
  • 3 Bund Frühlingszwiebeln: 5 SP
  • Ein Kilo Granatäpfel: 50 SP
  • 6x1,5l Wasser 120 SP
  • Ein Ei: 10 SP
  • Ein Hamburger**: 120 SP
  • Eine Flasche Shampoo: 160 SP
  • Eine Busfahrkarte: 10 SP
  • Eintritt in die Oper: 100 - 300 SP (Quelle)
  • Eine Stunde Internetcafé: 50 SP
  • Eine SMS: 8 SP
  • Ein Bier in der Altstadt: 150 SP
  • Eine Schachtel Zigaretten: 50 SP
  • Wasserrechnung für 1 Person für 2 Monate: 200 SP
  • Stromrechnung für 1 Person pro Monat: 800 SP
  • Einfacher Arztbesuch: 500 SP
  • Monatliche Miete: 10.000 SP für 4ZKB (für ausländische Studenten für 1 Zimmer ;) )

Mit 11.133 SP gar nicht so leicht zu bewältigen... und das ist der Durchschnitt, da sind auch die Reichen mit inbegriffen. Manch einer muss auch von 3000 SP leben.

* Kleine Hilfestellung: 1€ = 62 SP; 1$ = 48 SP, Wechselkurs vom 26.7.2010
** Nicht vom gelben M, den gibt's hier gar nicht, aber Burger braten sich die Syrer trotzdem, in einer etwas eigenwilligen Variante, in der die Pommes mit in den Burger gepackt werden. Schmeckt aber auch.

Venedig?

Damaszener Tauben

Sonntag, 25. Juli 2010

Taxi, Taxi III

Jaja, und wieder die Taxifahrer. Man soll ja keine Vorurteile haben, aber in diesem Fall sind es eben keine Vorurteile, sondern aus leidvoller Erfahrung gewonnene Urteile: 75% der Taxifahrer in Damaskus hauen einen übers Ohr und/oder nerven mit blöder Anmache. Na gut, mag nun manch einer sagen. Finanziell haben sie's ja auch nicht leicht, und sie vermuten halt hinter jedem Europäer einen Sack goldener Dukaten. Soll ich nun jedem Taxifahrer erzählen, dass ich mit der Miete im Rückstand bin und seit drei Tagen Variationen von Reis und Linsen esse? Und die Anmache, na so sind eben die Vorurteile über Europäerinnen, alle schamlos und willig. Ja, so Vorurteile gibt es, aber das muss ich ja nicht gutheißen. Oft werde ich auch als Russin eingestuft, was die Sache aber nicht besser macht - es gibt hier wohl ein Phänomen, dass Russinnen Syrer heiraten, um dann in gewissen Nachtclubs ihr Geld zu machen. Also entweder europäische Zügellosigkeit oder russische Käuflichkeit? Was für eine Auswahl. Aber zur heutigen Geschichte:

Die heutige Lektion zeigt uns, dass fast niemand vor den verschlagenen Taxifahrern sicher ist... höchstens waschechte und offensichtlich nicht überbegüterte Syrer vielleicht. Ich möchte von der Altstadt nach Hause fahren. Mein Begleiter ist Syrer, hat aber lange Zeit im Libanon gelebt und dementsprechend einen libanesischen Akzent. Das führt, wie er mir erzählt, des öfteren dazu, das er als "Ausländer" wahrgenommen und entsprechend behandelt wird.Wir steigen in ein Taxi, das Taxameter steht auf etwas um die siebzig Lira, und der Fahrer macht keine Anstalten, es zurückzusetzen - 5,50 SP wäre der korrekte Startpreis. Da mein Bekannter aber nichts weiter dazu sagt, soll es mir egal sein. Wir können schließlich subtrahieren, und genau den angezeigten Fahrpreis minus siebzig wird der Fahrer dann auch bekommen. Aber denkste, so einfach will er uns nicht davonkommen lassen. Am Ziel angekommen, bezahlt mein Begleiter (na klar, das wär ja auch noch schöner, wenn die Frau bezahlen würde... da er kein Kleingeld hat, hab ich ihm schon vorsorglich diskret das passende Geld zugesteckt), das Ergebnis seiner Subtraktion ergibt etwa 80SP. Aber nein, der Fahrer möchte gerne seine 150SP haben und zeigt auf das Taxameter. Freundlich darauf hingewiesen, dass er dieses zu Beginn der Fahrt nicht korrekt eingestellt hatte, streitet er dieses vehement, laut und gestikulierend ab. Auch ich bestätige noch, dass ebendies doch der Fall ist, aber er scheint nicht sonderlich beeindruckt und vorn entspannt sich eine Diskussion, der ich nicht ganz folgen kann, doch es ist klar, dass sich kein gemeinsamer Standpunkt finden lässt. Heute bin ich doch etwas gereizt und fordere meinen Begleiter auf, sich die Taxinummer zu notieren und die Angelegenheit der Verkehrspolizei zu überlassen. Das scheint der werte Herr Fahrer verstanden zu haben, denn schließlich akzeptiert er seine Bezahlung und schmeißt uns, ziemlich wütend, aus dem Auto. Also nicht wortwörtlich natürlich, aber verbal. Oh mann, was für ein A*****och.

Na dann, gute Fahrt ;)

Taxi, Taxi VII
Taxi, Taxi VI
Taxi, Taxi V
Taxi, Taxi IV
Taxi, Taxi II
Taxi, Taxi

Uriges Kneipchen

Viel vom "Nachtleben" habe ich mir in Damaskus bislang nicht angesehen. Es gibt ein paar Clubs, aber die Musik ist bescheiden und der Eintritt überteuert (500 - 1000 SP). Da habe ich bisher lieber ein Bierchen zu Hause gezischt. Eine größtenteils von Touristen und Studenten bevölkerte Bar in der geschichtsträchtigen "Geraden Straße", welche Bab Sharqi und den Suq Hammidiye verbindet, hat zumindest eine anständige Getränkeauswahl. Die Musik ist auch hier nicht so dolle, aber immerhin auch nicht so laut. Charme hat der Laden nicht wirklich, aber bei eingeschränkter Auswahl muss man eben etwas bescheiden sein. Als ich diese Bar neulich wieder einmal aufsuchen wollte, wurden wir hinauskomplimentiert, es sei eine "Privatveranstaltung" heute. Seltsam, dass wir dann zunächst hineingelassen wurden, und die vereinzelt beisammen sitzenden Grüppchen sahen auch nicht so aus, als hätten sie irgendetwas miteinander zu tun. Nun, dann eben nicht.

So wandern wir weiter die Gerade Straße entlang, als mein Blick in ein kleines Lädchen fällt, hätten nicht ein paar Raucher vor der Tür gestanden, hätte ich es sicher übersehen, so winzig ist es. Drei Tische, ein Tresen, alles auf ein paar Quadratmeter gequetscht. Der Wirt macht schnell einen Tisch für uns frei, die dort Sitzenden waren wohl keine zahlenden Gäste, sondern Bekannte von ihm. Was soll ich sagen? Ich bin froh, dass man uns aus der anderen Bar hinausgeworfen hat. Diese Kneipe ist so schnuckelig, richtig urig, die packe ich in meinen Koffer und bringe sie mit nach Deutschland. Tische aus knorrigem dunklen Holz, die Wände behängt mit allerlei Bildern - Plattencover von Fleetwood Mac, Romeo und Julia (auf russisch), Beethoven. Alte Schwarz-Weiß-Fotografien von mir unbekannten Menschen. Ein gerahmtes BIld von einem alten Mann, den ich aus mir selbst unerfindlichen Gründen als Friesen einstufen würde. Dazu ein bisschen Plunder, Holzbestecke, eine Lichterkette, Gläser, ein englischer Zettel "10 reasons why beer is better than women" - sehr charmant in der Gesamtwirkung. Ein Arabisch beschriftetes Schild hängt dort, ich verstehe es nicht und frage meinen Mann. Aber auch der wird daraus nicht schlau, also fragen wir den Wirt. Aber auch der weiß nichts genaues! Gäste haben das Schild aufgehängt. Der Text ergibt keinen Sinn und manche Wörter gibt es anscheinend entweder gar nicht oder sie sind falsch geschrieben. "Prinzessin der Nacht" der Anfang, "ich bleibe Deutsch" das Ende - hmm... Leser, die des Arabischen mächtig sind, sind herzlich zu Deutungsversuchen eingeladen. Es gibt Spirituosen aller Art, auch wenn der Wirt keinen Jack Daniels kennt. Englisch kann er auch nicht, aber das ergänzt nur den urigen Charakter der Kneipe und macht auch sonst nichts, Whisky "Aswad" (Schwarz) versteht er. Einen Deckel gibt es hier nicht, er schreibt unseren "Deckel" in eine dicke, abgegriffene Kladde, die auf dem Tresen liegt. Zwei kleine Minuspunkte gibt es dann doch noch: die Musik ist hier ebenfalls nicht berauschend und die Toilette ist so eng, dass man, will man den Toilettendeckel nicht berühren (und nein, das will man wirklich nicht), halbstehend, die Knie gegen die (nicht abschließbare) Tür gedrückt kauern muss. Und die Spülung geht auch nicht. Mist.

Dennoch, der Gesamteindruck ist super und eins ist klar: ich komme wieder!

Uriges Kneipchen I Uriges Kneipchen II Uriges Kneipchen III Uriges Kneipchen IV

Affenhitze

Der Sommer in Damaskus geht in etwa von Juni bis September. Ganz besonders fies heiße Monate sind dabei der Juli und der August. Aktuell sind es laut der Wetteranzeige in der Sidebar 36°C. Letzte Woche waren es teilweise bis zu 43°C. Das schlaucht enorm, deshalb aktuell:

Überlebenstipps für heiße Tage (nicht Deutsche Bahn-erprobt)

  1. Klimaanlage kaufen!
    Haben wir aber nicht und können wir uns grad auch nicht leisten, deshalb
  2. Ventilator kaufen!
    Schafft nur geringe Abkühlung, bei über 40°C erfüllt das Aufwirbeln der heißen Luft mehr die Funktion einer Heizung, das Geräusch geht auf Dauer enorm auf die Nerven, deshalb
  3. Kalt duschen!
    Schafft nur vorübergehend Abkühlung, und das Leitungswasser ist auch nicht wirklich kalt, aber immerhin. Wasser ist trotz der Geographie Syriens superbillig, daher auch eine Variante, die stündlich wiederholt werden kann.
  4. Waschlappen > Schüssel mit Wasser > Kühlschrank
    Kann man sich zwischen zwei Duschen wunderbar mit abkühlen. Eiskaltes Wasser auf die Haut und dann vor den Ventilator setzen. Mmmmhhhh. Auch sehr vor dem Einschlafen zu empfehlen.
  5. Viiiiieeel Trinken!
    Es wird stets weise behauptet, man solle etwas heißes Trinken, um sich abzukühlen, aber dem kann ich nichts abgewinnen. Stets ein Kilo Eiswürfel im Eisfach, und literweise Wasser (zur Abwechslung auch Saft und Cola) trinken, kühlt nicht nur ab, sondern muss auch sein, bei der Menge an Flüssigkeit, die man täglich ausschwitzt.
  6. Wassermelone essen!
    Die Nationalspeise, kühlt, füllt den Magen, schmeckt. Praktischer Sommernebeneffekt: da man kaum etwas anderes als Melone und Wasser zu sich nimmt, schwinden Fettpölsterchen schweigend dahin.
  7. Alle Fenster und Türen auf!
    Natürlich nur, wenn man keine Klimaanlage hat. Zumindest abends bzw. nachts setzt sich die leicht abgekühlte Luft etwas in Bewegung. Das will man sich sicher nicht entgehen lassen. Ventilator in die Tür stellen und die Brise genießen!

Ach ja, ich wünschte, es gäbe hier Freibäder... Schönen Sommer noch!

Freitag, 23. Juli 2010

Solch syrische SIM-Karten

Wenige Tage nach meiner Ankunft in Damaskus beschloss ich, mir eine syrische SIM-Karte für mein Handy zu kaufen, denn meine AL*I-Karte funktionierte erwartungsgemäß natürlich nicht. Mein Konversations-Arabisch war zu diesem Zeitpunkt noch auf einem äußerst bescheidenen Level, aber so schwierig kann das ja nicht sein - dachte ich mir.

Zunächst mal gibt es zwei Mobilfunk-Anbieter: Ya Hala und MSN. Unterschiedlich ist aber nur der Name, die Preise sind bei beiden gleich. Soweit verstand ich auch den Menschen hinter dem Tresen im Handy-Shop. Aber dann fingen die Schwierigkeiten an. Man kann sich nämlich nicht einfach so eine SIM-Karte kaufen, ins Handy einlegen und lostelefonieren. Zwar gibt es keine Handyverträge sondern nur Prepaid-Karten, aber dennoch muss zunächst mal ein Formular mit einer ganzen Menge persönlicher Daten ausgefüllt werden. Nun gut, Name, Geburtsdatum etc. bekam ich noch einwandfrei hin. Adresse? Da fängt es an. Bei über sieben Ecken Bekannten von Bekannten untergekommen weiß ich doch nicht, wo sie wohnen. Straßennamen gibt es hier selten und Hausnummern nie, aber wenigstens den Stadtteil hätte er schon gern gehört. Nach einer Weile gibt er auf und lässt dieses Feld schließlich frei. Doch es geht munter weiter: Name des Vaters. Immerhin weiß ich, wie mein Vater heißt, aber eine Reihe von Missverständnissen lässt auch diesen Punkt in ein großes Fragezeichen ausufern. Zunächst mal bin ich verwundert, dass er diese Angabe überhaupt braucht. Himmel, ich will doch nur eine Prepaid-Karte! Aber natürlich muss stets für gewisse Herrschaften nachvollziehbar sein, was, wieviel und mit wem ich so telefoniere, das leuchtet auch mir schließlich ein...* Also gebe ich ihm den Nachnamen meines Vaters, der - welch Überraschung - der gleiche ist wie meiner. Der Mann hinterm Tresen ist verwirrt. "Königs Königs?" "Nein!" Letzten Endes wird klar, er will den Vornamen meines Vaters, und auch nur den, der Nachname ist völlig uninteressant für ihn.

Schließlich gehe ich mit meiner hart erkämpften SIM-Karte nach Hause und lasse mir zunächst mal meine Adresse auf einen Zettel schreiben. Daran, die Vornamen meiner Eltern in jedes Formular zu schreiben, habe ich mich inzwischen gewöhnt, der Sinn hat sich mir jedoch bis heute nicht vollständig erschlossen. Sagen wir mal, ich hieße Kerstin Abendroth und mein Vater hieße Peter Würfelspitz. Was hat irgendjemand davon, wenn ich in jedes dahergelaufene Formular "Peter" schreibe - besonders, wenn nirgendwo Würfelspitz steht? Vielleicht bin ich aber auch zu weltnah, um bürokratische Herangehensweisen nachvollziehen zu können...

* Die persönlichen Daten sind also im Zusammenhang mit der Telefonnummer gespeichert. So weit, so (naja) gut. Besonders toll aber, wenn jemand seine Telefonnummer wechselt, um nicht mehr von jemand anderem belästigt zu werden, und dieser andere Jemand auch die neue Nummer herausbekommt. Da war wohl einer der gewissen Herrschaften bestechungsanfällig...*räusper*

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Maalula

Maalula ist der Name eines kleinen felsigen Dorfes einige Kilometer außerhalb von Damaskus. Das Dorf ist trotzig den umliegenden Bergen abgerungen, als natürliche Siedlungsfläche käme wohl jedenfalls niemandem dieses Gebiet in den Sinn. Maalula ist deshalb einigermaßen bekannt und berühmt, weil es einer der wenigen Orte auf der Welt ist, wo noch die Sprache Jesu, Aramäisch, gesprochen wird. Für Touristen aus Damaskus ist Maalula ein beliebtes Ausflugsziel und für einen Nachmittag auch durchaus sehenswert. Auch kommen christliche Pilger in das Dorf, um "die", oder doch zumindest eine der ältesten Kirchen/Klöster der Welt zu sehen. Ansonsten gibt es in dem Dorf noch ein weiteres Kloster und viele, viele Berge.

Mein Ausflug beginnt an einem der Minibus-Bahnhöfe in Damaskus, 50 SP (0,80€) kostet die ca. 45-minütige Fahrt. In Maalula angekommen steigen mein Begleiter und ich im Dorfzentrum aus, gekennzeichnet durch so etwas wie einen kleinen Kreisverkehr und ein paar Kioske und Falafelshops. Zunächst führt uns unser Weg bergauf (wer hätte das gedacht), in Richtung des Klosters Mar Thekla. Es ist benannt nach der heiligen Thekla, deren Geschichte zahlreiche Variationen hat, ich versuche mal eine gekürzte Version mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner zu exzerpieren: Thekla wurde von Paulus zum Christentum bekehrt und musste daraufhin vor ihren heidnischen Verfolgern fliehen. Einige Wunder später erreichte sie Maalula, ein Dorf, das durch seine eigenen Legende zum Schutz von Hilfesuchenden verpflichtet ist. Ihre Verfolger erreichten sie, doch die Dorfbewohner weigerten sich, Thekla auszuliefern. Als daraufhin das ganze Dorf von Theklas Verfolgern drangsaliert wurde, taten sich die Berge auf und a) die Verfolger wurden von Steinlawinen erschlagen und/oder b) Thekla konnte sich in den Bergen verstecken oder c) durch die Berge fliehen. Ihr zu Ehren steht nun dieses Kloster in Maalula. Weder die Geschichte Theklas noch die Geschichte Maalulas ist an Wundern arm, und so hat auch das Kloster ein paar Wunder parat: in einer zum Kloster gehörenden Höhle wächst ein Feigenbaum aus dem Fels und Wasser tropft aus dem Gestein. Das ist tatsächlich so, wieso und weshalb und warum kann ich nicht beantworten, würde aber empfehlen, einen Geologen zu fragen, bevor man Gott konsultiert. Das Wasser aus dem Fels ist wiederum außerordentlich wunderträchtig. Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen habe, betrete ich das Sanktuarium, einen kleinen, mit Kerzen und Weihrauch geschwängerten Raum. Zahlreiche Krücken liegen in einer Ecke, Zeuge all der wundersamen Heilungen, die das Wasser bewerkstelligt haben soll. Ein Bild würde ich jetzt gerne machen, aber eine Digitalkamera scheint an diesem in der Zeit stehengebliebenen Platz nicht angemessen zu sein.Eine Frau sitzt auf einem Hocker vor einem kleinen Schrein und - weint. Ich bin nun wahrlich kein Experte auf dem Gebiet religiöser Ergriffenheitserfahrungen, würde ihre Tränen aber einer solchen zuordnen, einen Eindruck von großer Trauer habe ich jedenfalls nicht. Wer weiß, vielleicht gehört ihr ja auch eine der Krücken in der anderen Ecke des Raumes. Ich fühle mich in diesem kleinen Raum mehr fehl am Platze als je zuvor. Der Geruch von Weihrauch, die Wärme der Kerzen, die Stille des alle Geräusche absorbierenden Teppiches, die vor lauter religiöser Ergriffenheit aufgewühlte Frau, das alles hat mit meiner Welt so viel zu tun wie Cornflakes mit Beteigeuze V. Recht schnell verlasse ich den Raum wieder, und meine ein deutliches Aufatmen aller meiner Nerven zu hören. Naja, solang es sonst niemand hört.

Anschließend wandern wir durch die Thekla-Schlucht in Richtung des zweiten Klosters. Hier soll der Berg sich aufgetan haben, um die gute Thekla vor ihren Verfolgern zu retten. Die Schlucht ist wahrlich beeindruckend, gerade mal wenige Meter breit, links und recht steil aufragende Felswände, ein schmaler Spalt nur erlaubt den Blick ins Blau des Himmels. Das hat schon was. Nachdem wir die Schlucht verlassen, wandern wir weiter über die Berge, jetzt aber auf ganz unverwunderlichen, unlegendären Asphaltstraßen. Ein Händler steht am Straßenrand und bietet aus der Ladefläche seines Autos heraus Datteln, Feigen, Nüsse und andere Leckereien an. Leider ist es ein recht heißer Tag und Fliegen lassen sich auf all dem Süßkrams nieder, so dass ich doch lieber verzichte. Mein Begleiter kauft dann aber doch ein paar Mandeln, die sind noch in der Schale und so vor Fliegenattacken sicher. Der Verkäufer erzählt stolz, dass er aramäisch spricht, was ich zwar schlecht nachprüfen kann, doch es erscheint an diesem Ort recht plausibel. Später erst fällt mir ein, dass ich ihn mal hätte fragen können, ob er "The Passion of Christ" von Mel Gibson kennt, und ob er irgendwas davon verstanden hat. Gibson hat den Film ja auf aramäisch gedreht, und ich habe gehört, dass die meisten, die diese Sprache noch sprechen, kaum ein Wort davon verstanden haben. Aber wahrscheinlich hätte er den Film sowieso nicht gekannt. Maalula wirkt nicht wie ein Ort, an dem man aktuelle Hollywoodfilme zu sehen bekommt.

Schließlich erreichen wir das zweite Kloster Maalulas, das Mar Sarkis. Gewidmet ist dieses Kloster den christlichen Märtyrern Sergius und Bacchus. Es stammt aus dem 4. Jahrhundert und zählt zu den ältesten bis in die Gegenwart genutzten Kirchen des Christentums. Der Eingang ist ein kleiner Torbogen, den man nur stark gebückten Schrittes durchqueren kann. Viel in Erinnerung geblieben ist mir von diesem Kloster indes nicht, die Eindrücke aus dem Mar Thekla waren vielleicht zu eindringlich, um kleineren Details Raum zu lassen.

Wieder im unteren Teil des Dorfes angekommen gönnen wir uns zum Abschluss unserer doch etwas erschöpfenden Wanderung ein paar Mana'ish (kleine Snacks, Teigboden mit diversen Zutaten belegt, Ausländer sagen manchmal "syrische Pizza" dazu). Die sind leider total versalzen und müssen mit viel Flüssigkeit hinuntergespült werden. Spontan fällt meinem Begleiter nun ein, dass er ja Bekannte hier im Ort hat, die er schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Ein kurzer Anruf und schon stapfen wir wieder bergauf, nicht lange zum Glück, dann schlängeln wir uns durch die Gassen zwischen den in den Berg gebauten Häusern. Mehr als das Wort "Gassen" haben diese auch nicht verdient, kein bisschen begradigt, voller Schotter, Hügel und Dreck, machen sie das Vor- bzw. Aufwärtskommen nicht leicht. Und ich hab auch noch Absätze, na klasse. Trotzdem schaffen wir es ans Ziel und werden mit dampfend heißem arabischem Kaffee belohnt. Die Konversation verläuft eher schleppend, ein paar höfliche Fragen, sie haben sich wohl lang genug nicht mehr gesehen, um sich nicht nur aus den Augen sondern auch aus dem Sinn verloren zu haben.

Schließlich geht es mit dem Service zurück und daheim gönne ich mir nach dem anstrengenden Tag erstmal ein, zwei Stunden Schlaf.

Maalula-Ansicht Maalula-Mar Thekla Maalula-Theklaschlucht Maalula-Mar Sarkis

Gute Nacht

Moschee bei Nacht

Laban-Ayran

Heute ein kurzes Rezept zum Trinken... es sei aber vorweg gesagt, ich mag es üüüberhaupt nicht! Aber da das hier alle trinken, und mein Mann darauf als Allheil-Medizin schwört, schreibe ich es dennoch auf. Also, man nehme:

  • 250g Laban (Naturjoghurt)
  • 0,5l Wasser
  • 3 Knoblauchzehen
  • Salz

Man fülle den Joghurt und das Wasser in eine Flasche, gebe den gemörserten oder gepressten Knoblauch (nach Geschmack mehr oder weniger) sowie etwa ein TL Salz dazu. Lieber erst zuwenig Salz und dann bei Bedarf nachwürzen, zuviel Salz bekommt man nicht mehr aus der Flasche raus... Dann ordentlich schütteln, entweder eine Weile ins Tiefkühlfach oder, für Eilige, Crushed Ice dazu, und dann - prost!

Für wen sich "salziger Trinkjoghurt mit Knobi" so verrückt anhört wie für mich, der lässt es vielleicht besser sein, aber andererseits muss man ja (fast) alles mal probiert haben :)

Donnerstag, 22. Juli 2010

Rauchfrei

Seit dem 21. April diesen Jahres ist Syrien rauchfrei. Wer hätte das gedacht. Wenn der Taxiblogger sich über Blitzer auf Syriens Straßen wundert, dürfte ihn das auch überraschen. Ganz zu schweigen von Fahrkartenkontrolleuren im öffentlichen Personennahverkehr... Aber zurück zur Qualmerei. Es wurde also ein Gesetz verabschiedet, welches das Rauchen in aller Art von öffentlichen Einrichtungen (auch Taxis zählen dazu) verbietet, inklusive dem Narjile-(Wasserpfeife) Rauchen in Cafés und Restaurants. Strafen bewegen sich im Bereich von 500 bis 100.000 SP (ca. 8 - 1600€).

Das ist natürlich eine löbliche Sache im Sinne des Nichtraucherschutzes, auch wenn ich den Prozentsatz syrischer Nichtraucher als sehr, sehr niedrig einstufen würde. Hier raucht eigentlich fast jeder. Eine Schachtel Zigaretten kostet etwa 50 SP (ca. 0,80€), die syrische Eigenmarke al-Hamraa ist noch einmal günstiger (schmeckt aber auch so). Das hat auch meinen Zigarettenkonsum enorm in die Höhe schnellen lassen. Die Narjile ist ja schon so etwas wie ein Volkssport und noch zusätzlich eine touristische Einnahmequelle in den Cafés der Altstadt. Besonders im Winter, wenn es auch hier zu kalt zum draußen sitzen wird, dürfte das neue Gesetz sich ganz enorm auf die Einnahmen in der Gastronomie auswirken. Ganz ähnlich wie in Deutschland gibt es für die Gastronomen zwar die Möglichkeit, abgetrennte und ventilierte Raucherräume einzurichten, aber ähnlich wie in Deutschland kommt das für viele aus finanziellen Gründen oder aus Platzmangel ("Ein-Raum-Kneipen") nicht in Frage. Ob man sich hier aus Deutschland die Idee der sogenannten "Raucherclubs" abgucken wird, bleibt abzuwarten. Eingehalten wird das Gesetz in den Cafés aber durchaus, soweit ich das überblicken kann. Taxifahrer scheren sich hingegen deutlich weniger darum, sie qualmen weiter und erlauben das auch ihren Fahrgästen, obwohl sie locker ihre Tageseinnahmen loswären, würden sie erwischt. Ist eine Polizeistreife in Sichtweite, wird der Glimmstängel eben schnell entsorgt.

So oder so, die Bürger nehmen es friedlich hin und laut Syria Today finden viele auch lobende Worte für das neue Gesetz. Mal schauen, wann der Staat auf den Trichter kommt, dass notorische Raucher auch Tabaksteuern in schwindelerregenden Höhen mit nicht viel mehr als einem leisen Murren hinnehmen...

Schuh-bi-du

Grad auf dem Weg nach Hause löst sich doch ganz frech der Riemen einer meiner Schuhe, so dass nichts mehr meinen Fuß mit diesem Schuh zusammenhalten mag. Es sieht nicht so aus, als ob das etwas behebbares wäre, so dass sowohl der heile Schuh als auch sein unglücklicher Bruder im nächsten Mülleimer landen. Und schon bekommt die endlose Aneinanderreihung von zahllosen Klein- und Kleinstgeschäften, ganz im Gegensatz zum europäischen Einkaufszentrum / Shoppingmall - Wahn, einen sehr praktischen Zweck. Anstatt den Weg bis nach Hause barfüßig zurücklegen zu müssen, schlüpfe ich nach fünfzig Metern in das nächste Schuhgeschäft und bin kurz darauf stolze Besitzerin eines neuen Paares Schuhe und lediglich um 250 SP (Syrische Pfund, also ca. vier Euro) ärmer. Meine neuen "Made in China" - Sandalen haben neben ebendiesem Schriftzug sogar eine syrische Handynummer auf dem Fußbett stehen. Ob ich da mal anrufen soll...?

Mittwoch, 21. Juli 2010

Globalisierung

Coca-Cola Werbung in Damaskus

Unzüchtige Waden

Wer in Richtung des Nahen und Mittleren Ostens reist, weiß für gewöhnlich zwischen angebrachter und unangebrachter Kleidung zu unterscheiden. In Syrien mag das ein bisschen schwieriger sein, gibt das Straßenbild doch alles her: vollverschleierte Frauen, die selbst noch die Augen verhüllen, junge Mädels mit Kopftuch und formverdeckenden, aber dennoch modischen Mänteln, aufgestylte Mädels mit und ohne Kopftuch, die sich in enge Jeans Marke "Arsch beißt Hose" zwängen und diesen Arsch abends in den Ausgehvierteln wackelnd spazieren führen - was besonders mit Kopftuch ein sehr paradoxes Bild ergibt. Klar ist dennoch: allzuviel Haut sollte nicht herausscheinen. Nicht, dass die Syrer irgendwie moralischer wären als der Rest der Welt, aber sie arbeiten daran, zumindest das "so-tun-als-ob" zur Perfektion zu bringen. Hinter verschlossenen Türen wird gestritten, gehasst, geliebt, versöhnt, Liebe gemacht, Affären gepflegt, gelästert, getrunken, eben alles, was Menschen so machen. Es darf das nur ja niemand mitbekommen. Ich glaube, das nennt man Doppelmoral. Beispiele? Immer doch.

Unsere Nachbarn können uns nicht ausstehen und alle anderen Nachbarn wissen das. Bitteschön, das tangiert mich höchstens peripher. Man könnte sich ja nun einfach so weit wie möglich aus dem Weg gehen und Nachbarn Nachbarn sein lassen. Doch Streit und Zwietracht haben in der syrischen Welt offiziell nichts zu suchen. So müssen wir den offiziellen "Glückwunsch zur Hochzeit"-Besuch über uns ergehen lassen, ein wahrer Spießrutenlauf, besonders für mich, da unsere Wohnung und jeder Handschlag von mir kritisch beäugt wird, denn eine gute Ehefrau für einen syrischen Mann kann so eine dahergelaufene Ausländerin doch bestimmt nicht sein. Ja, nun hätten wir die Herrschaften ja nicht in unser Haus lassen müssen, nicht wahr? Aber wer wäre dann in den Augen der restlichen Nachbarschaft völlig untendurch? Nein, Form und Anstand müssen gewahrt werden, und wir haben uns doch alle ganz dolle lieb.

Aber zurück zur Kleidung, deren Faden ist mir doch glatt abhanden gekommen. Das eigentlich Beispiel: mein Mann sitzt vor dem Haus und trinkt Tee. Er lädt mich ein, ihm Gesellschaft zu leisten. Aber sicher, warum nicht? Nun, meine aktuelle Bekleidung, die ja vorwiegend für im Haus gedacht war, sieht so aus: ein T-Shirt und eine kurze Hose, so etwa bis zu den Knien. Aber wir laufen ja nicht durch die Stadt, ich begebe mich nur direkt vor mein Haus und so belasse ich es dabei. Auch mein Mann stört sich nicht daran. Schon bald kommt eine Nachbarin vorbei, wir haben uns bisher noch nicht gesehen. Sie unterhält sich auf Arabisch mit meinem Mann, fragt wer ich bin, woher ich komme. Mich persönlich zu fragen, wenigstens um herauszufinden ob ich sie verstehe, das kommt ihr nicht in den Sinn. Ich verstehe sie, zwar nicht hundertprozentig, aber mehr als genug. Eine Schande sei es, dass ich so hier sitze, in diesen Klamotten, dieser kurzen Hose, wo mich jeder sehen könne. Aber ich sei ja Ausländerin, da sei das wohl so. Doch er müsse mir schon sagen, wie ich mich zu kleiden habe, denn so gehe das ja nicht. Sprachs und zog von dannen. Nun, ihre Meinung überrascht mich nicht zu sehr. Aber kann man sowas nicht entweder für sich behalten und woanders ablästern, oder es mir ins Gesicht sagen? Ein Grinsen kann ich mir aber nicht verkneifen, als mein Mann sagt "Mach dir nichts draus. Jeder hier weiß, dass sie ihren Mann betrügt." Oh, du wunderschöne Doppelmoral...

Der Imam fiel in Ohnmacht

Imam Bayildi ist ursprünglich ein türkisches Gericht, erfreut sich aber auch in den meisten arabischen Ländern großer Beliebtheit. Übersetzt heißt es "Der Imam fiel in Ohnmacht" und die Geschichte dazu geht so: ein Mann lud nach dem Moscheebesuch spontan den Imam zu sich nach Hause zum Essen ein. Die arme Ehefrau war darauf überhaupt nicht vorbereitet und hatte auch nicht wirklich viele Vorräte im Hause. Also improvisierte sie und produzierte mit Tomaten, Zwiebeln und Knoblauch gefüllte Auberginen. Das schmeckte dem Imam außerordentlich gut. In einer Variante der Geschichte fällt er allein aufgrund des sensationellen Geschmacks dieses Gerichtes in Ohnmacht, in einer anderen schlägt er sich den Bauch so voll mit den leckeren Auberginen, dass ihn die schiere Essensmenge in seinem Magen der Ohnmacht entgegenträgt. Eines ist jedenfalls klar: lecker ist es gewesen!

In Ohnmacht ist mir (zum Glück) noch niemand gefallen, aber geschmeckt hat meine Variante ebenfalls: sie besteht im Grunde aus den gleichen Zutaten wie das klassische Imam Bayildi, allerdings fülle ich die Auberginen nicht, sondern mische alle Zutaten zu einer Art Eintopf. Also, man nehme...

  • 1kg Auberginen
  • 0,5 kg Tomaten
  • 0,5 kg Zwiebeln
  • 1 Knolle Knoblauch
  • Olivenöl
  • 0,5l Gemüsebrühe
  • Salz, Pfeffer

Die Auberginen schneidet man in etwa fingerlange und -dicke Streifen und brät sie kurz von beiden Seiten in einer Pfanne in Olivenöl an. Dann brät man die gewürfelten Zwiebeln in einem großen Kochtopf an und gibt die Auberginen, die gewürfelten Tomaten, und die Knoblauchzehen einer Knolle Knoblauch dazu (wer nicht so sehr auf Knoblauch steht, übt hier Zurückhaltung). Die Zehen werden nicht geschält, sondern mit Schale dazugegeben! Später kann man den Knoblauch aus der Schale "zutzeln" wie bei einer bayerischen Weißwurst. Außerdem spart man sich eine Menge friemelige Schälarbeit ;). Also, zu dem Gemüse dann ca. 0,5l Gemüsebrühe und etwas Salz und Pfeffer dazugeben. Das ganze für mindestens eine halbe Stunde, eher eine ganze Stunde köcheln lassen, bei Bedarf etwas Wasser/Brühe zufügen. Durch das Anbraten der Auberginen und der Zwiebeln sollte das ganze schon ölig genug sein, falls nicht, einfach noch einen extra Schuß Olivenöl dazu. Schmeckt sowohl warm als auch kalt (sehr schön für unsere heißen Sommer, wenn man nichts warmes herunterbekommt) und natürlich mit arabischem Brot am besten.

Guten Appetit!

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